In Bronze gegossen: Eine Statue von Arnold Schwarzenegger vor dem Museum in Thal.
Der siebenfache Mr. Olympia, in Bronze gegossen: Statue des Künstlers Ralph Crawfordvor dem Museum in Thal.
David Capellari

Selbstironie. Daran mangelte es Arnold Schwarzenegger nie – trotz zahlreicher mit heiligem Ernst verfolgter Über-den-Haufen-baller-Filme, die oft erst vom Publikum als trashige Lach-mich-tot-Momente umgedeutet wurden. Selbstironie sollte auch mitbringen, wer sich als bekennender Bewunderer des überlebensgroßen Steirers ins Arnold-Schwarzenegger-Museum in Thal bei Graz begibt.

Ein großes Augenzwinkern schützt zum Beispiel davor, die einem hier als allzeit kampfbereit entgegenschlagende 55-Zentimeter-Bizeps-Maskulinität nicht als toxische Blaupause fürs Leben misszudeuten. Es sind ja auch vielmehr die Leichtigkeit und das Lächeln, die Schwarzenegger beim Zustandebringen seiner drei Weltkarrieren an den Tag legte, woran sich gelernte austriakische Grantler und Suderer ein Beispiel nehmen könnten.

Schwarzenegger, das heißt aber immer auch: keine falsche Zurückhaltung, zero understatement, die Doppelläufige angelegt und "Hasta la vista, Baby!". So begrüßt einen die Bronzestatue vor dem Museum in Thal (auf Steirisch: "Dohl") posend als Mr. Universe im naturalistischen Stil: Muskelstruktur wie aus Baumrinde, Adern so dick wie Starkstromkabel. Apropos: Auf dem Parkplatz gibt es eine Elektrotankstelle, verziert mit Arnolds Arm, der einen Stecker hält – natürlich für den Fall, dass der republikanische Grünpolitiker persönlich vorbeischaut.

Zwischen Plumpsklo und Palmzweigerln

Einmal im Jahr tut er das tatsächlich, sagt Peter Urdl. Der Thaler SPÖ-Altbürgermeister ist ein Schulfreund Schwarzeneggers und Initiator des Museums in jenem Haus, in dem Arnold seine Kindheit und Jugend verbrachte. Laufend führt Urdl selbst durchs Haus, laufend steht er mit dem 76-Jährigen über Videocalls in Kontakt. Gerade hat Urdl im Auftrag Arnolds Palmzweigerln zum Gedenken an dessen Mutter in den Herrgottswinkel gestellt. Nachbauten von Küche, Kinderzimmer und Plumpsklo im Museum sollen Zeugnis ablegen vom bescheidenen Aufwachsen des Weltstars.

Die ersten Hanteln wurden in der Gewichtheberszene rund um den Thaler See noch von Hand geschweißt.
Die ersten Hanteln wurden in der Gewichtheberszene rund um den Thaler See noch von Hand geschweißt.
David Capellari

Seit 2011 gibt es das Museum, mit 33.000 Besuchenden stellte man im vergangenen Jahr einen Rekord auf, auch dank der dreiteiligen Netflix-Doku über Schwarzenegger. 70 Prozent des Publikums kommen aus dem deutschen Sprachraum, der Rest sind internationale Fans. Als Finanzier steht Superfund-Gründer und Schwarzenegger-Freund Christian Baha hinter dem Projekt, er ersteigerte das Haus 2009. Ursprünglich als Forsthaus der Grafen Herberstein errichtet, wurde es dem Vater Schwarzeneggers, Gendarm von Beruf, damals als Dienstwohnung zur Verfügung gestellt. 1967 zog die Familie von Thal weg, da gewann Arnold gerade seinen ersten Mr.-Olympia-Titel im Bodybuilding.

Terminatoren in allen Zerstörungsgraden laden zum Posieren ein.
Terminatoren in allen Zerstörungsgraden laden zum Posieren ein.
David Capellari

Aus der Anfangszeit in der Gewichtheberszene rund um den Thaler See sind selbstgeschweißte Hanteln ausgestellt, später, in München und im legendären Gold's Gym in Kalifornien, trainierte Schwarzenegger nach der Devise: früh kommen und spät gehen, das mehrmals täglich und auch nachts. Ein Bizepstraining ist erst dann richtig, wenn Haarewaschen nicht mehr geht, später waren halt auch ein paar Steroide mit dabei.

Obwohl es weltweit einige Schwarzenegger-Museen gibt, ist jenes in Thal das einzige, das er selbst autorisiert hat. Finanziell ist Arnie nicht beteiligt, ideell sehr wohl. So bringt er laufend Objekte ein wie zuletzt eine Langhantelbank des Gold's-Gym-Gründers Joe Gold, einer Legende der Szene.

Terminatoren unterschiedlichen Zerstörungsgrads

Über dem ausgestellten Jugendbett hängen Poster des britischen Muskelmanns Reg Park, Arnolds Idol, der vorzeigte, wie man den Sprung vom Bodybuilding zum Film schafft – bis er vom Steirer an Erfolgen um ein Vielfaches übertrumpft wurde. Filmplakate, lebensgroße Terminatorenmodelle unterschiedlichen Zerstörungsgrads oder eine von neun in Terminator 2 – Tag der Abrechnung verwendeten Harley-Davidson-Maschinen laden zum Fotosknipsen ein. Ein Schwert aus Conan der Barbar ist da, nur beim wahnsinnig lustigen, weil superpeinlichen B-Movie-Erstling Hercules in New York wird die Erinnerung blass. Damals stand der Hauptdarsteller aber auch noch als "Arnold Strong" in den Credits.

Schwarzeneggers Gouverneursschreibtisch wurde originalgetreu nachgebildet.
Schwarzeneggers Gouverneursschreibtisch wurde originalgetreu nachgebildet.
David Capellari

Vom Politiker Schwarzenegger zeugt ein Nachbau des Gouverneursschreibtischs, auf der Agenda bis heute: der Umweltschutz. Fotos über Fotos, Magazincover aus aller Welt, Fankunst und Originaldokumente wie Arnolds Business-Degree (schon vor der Filmkarriere machte er im Immobiliengeschäft Millionen) runden die Sache ab. "Wir sehen das Ganze hier weniger als Museum, sondern als Stätte der Motivation", sagt Peter Urdl. "Nicht jeder kann Filmstar oder Gouverneur werden, aber jeder kann irgendetwas werden, vorausgesetzt man glaubt daran."

Zuletzt wurde Schwarzenegger übrigens ein Herzschrittmacher eingesetzt. Geplant, wie es hieß. Es gehe ihm "toll", er drehe gerade weitere Folgen der Netflix-Actionsatire Fubar und bereite einen Weihnachtsfilm vor. Den Witz zum Herzschrittmacher lieferte er gleich selbst mit: Er sei "jetzt ein bisschen mehr Maschine als zuvor". Selbstironie – vielleicht Schwarzeneggers unterschätztes Erfolgsgeheimnis. (Stefan Weiss, 5.4.2024)