Es sind unruhige Zeiten für Red Bull. Hierzulande gibt es fast täglich Schlagzeilen wegen des tobenden Machtkampfes innerhalb des Getränkekonzerns. Und in Thailand sorgt ein spektakulärer Korruptionsprozess für Aufsehen. Das öffentliche Interesse ist besonders groß, weil der älteste Sohn von Charlem Yoovidhya, der die Mehrheit der Anteile von Red Bull kontrolliert, darin eine zentrale Rolle spielt. Acht ranghohen thailändischen Beamten wird vorgeworfen, dem Red-Bull-Erben Vorayuth Yoovidhya strafrechtliche Verfolgung erspart zu haben, nachdem dieser in einen tödlichen Autounfall mit Fahrerflucht verwickelt war.

Der unter dem Spitznamen "Boss" bekannte Vorayuth Yoovidhya soll im September 2012 nach einer durchzechten Nacht in Bangkok mit seinem Ferrari einen Polizisten auf einem Motorrad angefahren und mitgeschleift zu haben, worauf dieser gestorben war. Gegen den Red-Bull-Spross wurde unter anderem wegen Trunkenheit am Steuer, Geschwindigkeitsüberschreitung und rücksichtslosen Fahrens ermittelt. Trotz schwerwiegender Beweise erließ die thailändische Justiz erst fünf Jahre nach dem Geschehen unter dem Druck der Öffentlichkeit einen Haftbefehl. Mehrere gerichtliche Vorladungen ignorierte er und setzte sich ins Ausland ab.

Vorayuth Yoovidhya soll in Bangkok einen Polizisten totgefahren haben. Zu einem Verfahren gegen den Red-Bull-Erben ist es aber nie gekommen.
AP/Matt Dunham

Zwei-Klassen-Strafrecht

Zu dem großen Aufschrei kam es dann 2020, nachdem alle Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen wurden. Vorayuth Yoovidhya war somit wieder ein unbescholtener Mann. Der Fall gilt als eklatantes Beispiel für das Zwei-Klassen-Strafrecht in Thailand, doch der öffentliche Druck nahm stetig zu. Immer lauter tönten die Vorwürfe, dass Reiche sich in Thailand von allem freikaufen können.

In der Folge wurde eine Untersuchung eingeleitet, und diese mündet nun in besagtem Korruptionsprozess, berichten die "Salzburger Nachrichten" ("SN"). Angeklagt seien der einstige nationale Polizeichef, der damals stellvertretende Generalstaatsanwalt, Polizisten und ein Anwalt. Vorgeworfen werden ihnen laut den "SN" fahrlässige Pflichtverletzung, unrechtmäßige Handlungen und Anstiftung zu rechtswidrigem Handeln.

Unfalldaten verändert

Laut der "Bangkok Post" sollen jene Beamte auch dafür gesorgt haben, dass die Daten zum Unfallhergang verändert und Beweismittel manipuliert wurden. Auch Zeugenaussagen sollen falsch dokumentiert worden sein. Es steht der Verdacht im Raum, dass "die richtigen" Personen bestochen wurden – die Familie streitet das ab, und auch ist es noch nicht bewiesen.

Mit der Familie des getöteten Polizisten war die Sache relativ bald nach dem Unfall geklärt. Für 100.000 Dollar verzichteten die Hinterbliebenen auf rechtliche Schritte. Keine allzu schmerzliche Zahlung für die Familie, deren Vermögen auf über 30 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Aufenthaltsort unbekannt

Wo sich Vorayuth Yoovidhya aktuell aufhält, ist unbekannt. Er wurde in London gesehen, wurde zwischenzeitig in Österreich vermutet, dann war von Dubai die Rede, aber auch wieder von anderen Ländern in Europa. Die Zeit drängt jedenfalls, eine letzte mögliche Anklage wegen Tötung durch rücksichtsloses Fahren verjährt 2027, schreiben die "SN". Auf dieses Delikt stehen bis zu zehn Jahre Haft. (red, 4.4.2024)