The Black Keys beim geheimen Rauchen in der Garage. Am Freitag erscheint ihr Album
The Black Keys beim geheimen Rauchen in der Garage. Am Freitag erscheint ihr Album "Ohio Players".
Warner Music

Der Titel des Albums ist aufg'legt: Ohio Players lautet er und ist zweideutig. Schließlich stammt das Duo The Black Keys aus Akron in Ohio – ebenso wie die den Titel gebende Soul- und Funk-Band. Die seit 1959 aktiven Ohio Players waren in den 1970ern dafür bekannt, nackte Schönheiten auf ihren Covern zu präsentieren, die nicht selten aus dem Universum des "Playboy"-Magazins stammten. Da hat sich manch ein alleinstehender Gebrauchtwagenverkäufer plötzlich für Musik der Players interessiert: Musik fürs Auge.

Da ist man schon bei der zweiten Referenz: Soul und Funk sind den Black Keys nie fern gewesen, wenngleich sie über den Blues berühmt geworden sind. Über besten Hinterwäldler-Blues, wie ihn von Trends unberührte Typen wie Junior Kimbrough oder R. L. Burnside an Nebenarmen des Mississippis gespielt haben. Roh, stur, keine Musik für Jeansbügler.

Schlagzeug, Gitarre, aus

Als Wiedergänger dieser Kunst tauchten sie auf, als um die Jahrtausendwende ihre aufs Wesentliche reduzierte Blues-Punk-Version auf offene Ohren traf und mit den White Stripes zukünftige Weltstars bot. Wie die Stripes sind die Keys ein Duo, Schlagzeug und Gitarre, aus.

Der simple Zugang ist geblieben. Immer noch spielt Dan Auerbach eine derbe Gitarre, immer noch haut Patrick Craney stur aufs Fell. Doch nimmt niemand zwölfmal dasselbe Album auf. Zumal die Keys ebenfalls Weltkarriere gemacht haben, und da justiert man natürlich nach, erweitert sein Portfolio. So streifte die Band schon Glamrock und bewies immer wieder eine Neigung zu beseelten Songs.

The Black Keys - Beautiful People (Stay High) ("Official" Video)
The Black Keys

Sie gingen nicht nur beim Blues zur Schule, sondern erlebten die Querfeldein-Attitüde der 1990er, die keine Berührungsängste kannte. Das konnte mitunter übel ausgehen, doch die Black Keys zeigten sich stets instinktsicher. Selbst wenn sie sich facettenreich geben, fällt der Apfel nie weit vom Pferd.

Neil-Young-Rip-off

Ohio Players ist einerseits ein typisches Black-Keys-Album, andererseits lud man sich Gäste wie Noel Gallagher und Beck ein, um dem eigenen Sound etwas Würze zu verleihen. Oder den aus Memphis stammenden Rapper Lil Noid. Wobei das von Gallaghers Gitarre begleitete On the Game eher zum Füllmaterial zählt: zu gemächlich und selbstzufrieden. Überzeugender ist da ein Titel wie Paper Crown, auf dem Slacker-König Beck selbst auftritt. Das Lied könnte genauso gut von Becks Odelay stammen, und man kann sagen, der an sieben Liedern beteiligte Beck Hansen prägt das Album.

The Black Keys - This Is Nowhere (Official Lyric Video)
The Black Keys

Live Till I Die klingt wie ein Rip-off von Neil Youngs Cinnamon Girl – ohne dessen Charme zu entwickeln. Das gelingt dafür dem eher ruhigen Read Em and Weep, das in die Welt des Sixties-Garagenrocks eintaucht und dabei David Lynch zuwinkt. Da ist man schon weiter hinten im Album, das sich mit 14 Songs ein wenig überhebt. Eine Reduktion auf zehn oder elf hätte zwingender gewirkt. Am unteren Ende des Albums kommt neben der Gallagher-Nummer noch eine Coverversion des Soulsängers William Bell zu liegen – I Forgot to Be Your Lover –, die mit ihren schmalzigen Streichern etwas fremdkörperlich wirkt. Ansonsten sind die Black Keys immer noch die Black Keys. (Karl Fluch, 4.4.2024)