Schauspielerin Julia Fox während der New Yorker Modewoche.
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Heute soll es um eine Modebewegung gehen, die die Schauspielerin Julia Fox angestoßen hat. Die US-Amerikanerin war im vergangenen Herbst zu Gast bei BBC Radio 4 – und sprach darüber, dass sie sich nicht mehr für den "male gaze" kleiden wolle. Übersetzt heißt das: Die Schauspielerin will mit ihren Outfits keine männlichen Erwartungen mehr bedienen. Nachsatz: Dass Männer ihre modischen Auftritte hassten, sei ihr egal, solange Frauen und Gays ihre Outfits liebten.

Auf den ersten Blick klingt das Statement von Julia Fox überholt: Ziehen Frauen nicht schon lange an, was sie wollen? Oberflächlich betrachtet ja.

Julia Fox war im Oversize-Zweiteiler zu Gast in der
Julia Fox war im Oversize-Zweiteiler zu Gast in der"Drew Barrymore"-Show.
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Sieht man allerdings, wie stark junge Frauen auf das Statement der US-Schauspielerin reagieren, kommen Zweifel. Im Internet wird sie nämlich seither für ihr Statement gefeiert. Auf Tiktok posten Frauen Videos, die das Mantra der 34-Jährigen wiederholen. Und zeigen sich in Outfits, deren Subtext lautet: "Ihr könnt uns mal." Mit "ihr" sind Heteromänner gemeint, deren Modeverständnis bereits bei Ballerinas und weiten Jeans endet. Weitere Kleidungsstücke und Accessoires, die angeblich eine Zumutung sind: Scrunchies, Hüte (insbesondere Baskenmützen und Fischerhüte), Socken in Sandalen, "Dad-Sneaker", Sturmhauben, Oversize-Mode, Puffärmel – das Magazin Glamour erlaubte sich den Spaß, eine Liste zu erstellen.

Wer sich schon länger in den sozialen Netzwerken bewegt, wird diese Debatten kennen. Die New Yorker Influencerin Leandra Medine nannte ihren Modeblog in den Nullerjahren Man Repeller ("Männer-Abwehrmittel"). Anstoß für den Namen des Blogs gaben Haremshosen und Schulterpolster – von Frauen geliebt, von Männern gehasst. Schon damals ging es darum, Kleidungsstücke zu feiern, die vor allem ihrer Trägerin gefallen. Und eben nicht den Männern, denn die "mögen es eng und schlicht", gab Medine 2010 gegenüber der New York Times zu Protokoll. Daran scheint sich wenig geändert zu haben.

Und ja, das Problem ist natürlich um einiges größer – und durchaus strukturell bedingt. In der Luxusmodeindustrie haben nämlich nicht die Designerinnen das Sagen – obwohl der Großteil der Studierenden an den Modeschulen weiblich ist. Warum entwerfen eigentlich immer noch überwiegend Männer Modekollektionen für Frauen? Zeit wird's, dass auch die Modehäuser umdenken. (Anne Feldkamp, 10.4.2024)