Das Bild zeigt ein Elektroauto von Audi
Wenn es einmal scheppern sollte, kann die Reparatur von E-Autos selbst bei kleinen Unfällen richtig teuer werden.
IMAGO/Teresa Kröger

Die Skepsis gegenüber E-Autos scheint bei Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit eher zu- als abzunehmen. Zumindest wenn es nach einer Autostudie geht, wonach der Wunsch, auf einen alternativen Antrieb umzusteigen, im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hat.

Zwar ist es unbestritten, dass E-Autos über ihre gesamte Nutzungsdauer betrachtet weniger umweltschädlich sind als Verbrenner. Neben Diskussionen über maximale Reichweite und die damit verbundene Ladeinfrastruktur trübt aber vor allem die Preisfrage das Stimmungsbild. Dabei geht es nicht nur um höhere Anschaffungskosten und den Werterhalt der Fahrzeuge – auch kostspielige Reparaturen rücken dabei zunehmend in den Fokus.

Schon im Jänner ließ Autovermieter Hertz mit der Beschwerde über hohe Reparaturkosten bei Elektrofahrzeugen aufhorchen und kündigte an, 20.000 E-Autos aus seiner Flotte abzustoßen und wieder auf Verbrenner umzusteigen. Dass es sich dabei um ein sehr spezielles Problem handelt, das sich nicht auf die private Nutzung von E-Autos umlegen lässt, führten zwei Experten gegenüber dem STANDARD bereits ausführlich aus. Auch die Instandhaltung von E-Autos bereite tendenziell wenig Kopfzerbrechen, weil weniger Verschleißteile im Vergleich zum Verbrenner auch zu geringerem Wartungsaufwand führen.

Kleiner Unfall, saftige Rechnung

Das Problem liegt woanders: "Die Autos sind teilweise optisch ansprechend und fahren sich hervorragend, aber sobald eine Reparatur ansteht, kann es kompliziert und kostspielig werden", sagt Thomas Aukamm, der Hauptgeschäftsführer des deutschen Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik gegenüber der deutschen "Wirtschaftswoche" (kostenpflichtiger Link).

Neben der Schwierigkeit freier Werkstätten, lückenlos mit Ersatzteilen versorgt zu sein, bestehe ein wesentliches Problem vor allem bei der Instandsetzung der Fahrzeuge nach einem Unfall. Unter bestimmten Vorzeichen könne dies dazu führen, dass E-Autos schon nach kleinen Unfällen "schrottreif" seien. Als Beispiel führt Aukamm die Batterie des Modells Marvel von MG an, die als Ersatzteil mehr koste als der Neuwagen selbst.

Denn viele E-Autos würden bei bestimmten Unfallszenarien einen Batterietausch oder zumindest eine Überprüfung der Batterie erfordern, was die Reparaturkosten erheblich in die Höhe treibt. Dies gilt insbesondere, wenn Airbags ausgelöst werden. "Ein Schaden, der bei einem Verbrennerfahrzeug für 5.000 bis 7.000 Euro zu reparieren ist, kostet an einem E-Auto deshalb schnell 20.000 Euro mehr", so Aukamm. Argumentiert wird dies seitens der Hersteller damit, dass ein Aufprall interne Schäden in der Batterie verursacht haben könnte, weshalb man sie sicherheitshalber aus dem Verkehr ziehen müsse.

Im Gespräch mit dem STANDARD ergänzt Technikexperte Christian Klejna vom ÖAMTC, dass auch der Austausch von beschädigten Ladesteuergeräten einen weiteren Kostentreiber darstellen kann, weil in so einem Fall oft die komplette Einheit ersetzt werden müsse. Das allein könne ebenfalls mit mehreren Tausend Euro zu Buche schlagen.

Große Vorsicht erkennbar

Mit der Einschätzung, dass die Reparaturprozesse ein großes Problem für E-Autos darstellen, ist Aukamm übrigens nicht allein. Eine Untersuchung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft stellte bereits 2023 fest, dass Reparaturen von Elektroautos nach Unfällen durchschnittlich 30 bis 35 Prozent teurer sind als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Als Hauptgründe dafür werden auch hier – wenig überraschend – die hohen Kosten für beschädigte Antriebsbatterien und die generelle Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektrofahrzeugen genannt.

Trotz dieser höheren Reparaturkosten wird in der Studie aber betont, dass Elektroautos seltener Unfälle und Schäden verursachen, was sich positiv auf ihre Versicherungstarife auswirkt. Dennoch appelliert auch der Verband an Hersteller und Werkstätten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Kosten zu senken – beispielsweise durch verbesserten Batterieschutz und klarere Richtlinien für die Reparatur von Elektrofahrzeugen. (bbr, 8.4.2024)