Peter Pilz, Gründer, Herausgeber, Betreiber und Gesellschafter des Portals "Zackzack", kündigt im Gespräch mit dem STANDARD an, er werde "alle Behauptungen, ich wäre Teil eines Spionagenetzwerks, vor Gericht bringen". Und er sagt weiters: "Demnächst wird es Anzeigen gegen einige österreichische Journalistinnen und Journalisten geben, sie müssen sich alle gerichtlich verantworten."

Peter Pilz in seinem
Peter Pilz in seinem "Zackzack"-Büro vor einer Skulptur seiner selbst.
Heribert Corn

Namen nennt Pilz nicht. Belangen will er die Journalisten und Journalistinnen wegen übler Nachrede und zivilrechtlich. Die Vorwürfe gegen ihn und "Zackzack" würden ihm nun "zu dicht". "Immer wenn wir erfolgreich sind, bin ich plötzlich Teil eines Spionagenetzwerks", beschreibt er seine Sicht.

Anlassgeber ist der wegen Verdachts, für Russland spioniert zu haben, verhaftete frühere BVT-Mitarbeiter Egisto Ott. Pilz' Portal berichtete als Erstes über Chats führender ÖVP-naher Mitarbeiter des Innenministeriums, die in Handys gefunden wurden, die während eines Bootsausflugs in die Donau gefallenen waren und die wiederum über Ott an den russischen Geheimdienst FSB gelangt sein sollen. "Zackzack" publizierte 2021 ein Interview mit Ott. Dort stellt sich Ott als Opfer dar und streitet den Vorwurf der Spionage ab.

Ex-Chefredakteur über den Umgang mit Ott

Der ehemalige "Zackzack"-Chefredakteur Ben Weiser warf Pilz kürzlich via X vor, er sei "viel zu unkritisch" mit Ott umgegangen: "Ich ärgere mich maßlos, weil Distanzlosigkeit zu Ott die akribische Arbeit zu Wirecard & Co torpediert hat." Im selben Thread auf X schreibt Weiser auch, seine Russland-Recherchen seien "auf unerwarteten Widerstand" gestoßen, und es klingt nach Widerstand aus der Redaktion.

Peter Pilz sagt, er habe Weisers "Tweet einfach nicht verstanden". Dass aus der Redaktion von "Zackzack" Druck gegen Russland-Recherchen ausgeübt worden sei, "kann ich ausschließen". Er verweist auf das Redaktionsstatut von "Zackzack", wonach der Chefredakteur oder die Chefredakteurin "autonom über alle Artikel entscheiden und der Herausgeber kein Mitentscheidungsrecht" habe. Dass "Zackzack"-Mastermind Pilz sich nicht für Storys und ihre Entstehung interessiert, kann man aber auch aus der Entfernung ausschließen.

"Kümmern uns um Geschichten, die unterdrückt werden"

Warum hat er sich der Russland-Connection von Ott nicht näher gewidmet, aber umso intensiver den BMI-Chats? Um Egisto Ott habe sich ohnehin die AG Fama von Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) und des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention (BAK) im Innenministerium gekümmert, sagt Pilz. "Wir wollten nicht die Arbeit der AG Fama machen." Pilz: "Wir haben uns keine Sorgen gemacht, dass die Kripo bei Ott nicht mit aller Vehemenz dahinter ist." Ganz anders bei den BMI-Chats: "Wir kümmern uns um Geschichten, die unterdrückt werden und wo nicht ermittelt wird. Als Abgeordneter habe er etwa im BVT-Untersuchungsausschuss 2018 "detailliert zum Fall Ott gefragt", erklärt Pilz.

Dieser Tage will Pilz auf "Zackzack" berichten, "was wirklich im BVT passiert ist". Sein Befund: "Egisto Ott ist ein Teilfall einer viel größeren Affäre." Das Bild eines "Drei-Personen-Spionagesysytems stimmt nicht", sagt Pilz. Das sei nur ein "für die ÖVP passendes Bild".

Weitere Kapitel der Pilnacek-Serie

Und Pilz kündigt im Gespräch noch "ein paar große Kapitel" in seiner Pilnacek-Serie an. Da geht es, der STANDARD berichtete ausführlich, um Polizeibeamte, die nach dem Tod des suspendierten Justizsektionschefs dessen Handy und Schlüssel ohne Auftrag der Staatsanwaltschaft einkassierten und etwa einen Laptop verlangten. Mobiltelefon und Schlüssel übergaben sie in der Folge Pilnaceks Witwe.

Hat sich Pilz bei seiner Serie nicht allzu sehr auf die Darstellung der Lebensgefährtin des Verstorbenen als Quelle verlassen? Sie sei nicht seine Hauptquelle, sondern ein Ausgangspunkt der Recherchen, erklärt der "Zackzack"-Herausgeber. Erst dass die Polizei sich auf die Staatsanwaltschaft Krems berief, diese aber einen Auftrag verneinte, habe das zu einer Geschichte gemacht.

"Zackzack" hat sich im Frühjahr 2023 von den Redaktionsmitgliedern wie Weiser getrennt. Die Redaktion sei nicht mehr finanzierbar gewesen aus den Einnahmen von unterstützenden Userinnen und Usern des Portals. "Wir sind mit dem großen Anspruch gestartet, eine Online-Tageszeitung zu sein, die alle wesentlichen innenpolitischen Nachrichten abdeckt", sagt Pilz: "Dazu hatten wir nicht die Ressourcen. Und wir haben an den Erwartungen vorbeiproduziert und uns teilweise übernommen."

Thomas Hoisl an Bord

Nun fokussiere man auf Investigativjournalismus und Meinung. Pilz spricht von einer "Re-Professionalisierung". Anlass: Thomas Hoisl (33) hat gerade bei der Plattform angeheuert. Er hat für die Österreich-Redaktion von "Vice" gearbeitet und von 2019 bis 2022 beim Nachrichtenmagazin "Profil", wo der Kärntner wesentlich an den Recherchen in der Causa Ischgl beteiligt war und zudem im Magazin mit Fokus auf Terrorismus/Extremismus schrieb. Als freier Journalist arbeitete er zuletzt etwa für "Die Zeit", "Datum", "Dossier" und auch den STANDARD.

An Bord bei "Zackzack" sind seit wenigen Wochen neue Gesellschafter, darunter auch der Gastronom und Neos-Abgeordnete Sepp Schellhorn.

"Zackzack" hat derzeit laut Pilz fast 1.500 zahlende Mitglieder. Sie sorgten für monatlich rund 20.000 Euro Budget des Portals. "Zackzack" sei vollkommen schuldenfrei, sagt Pilz. Und er hält aktuell 2.000 bis 3.000 zahlende Mitglieder für "realistisch". (fid, 10.4.2024)