Thüringens CDU-Chef Mario Voigt (hinten) und AfD-Landeschef Björn Höcke.
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt (hinten) und AfD-Landeschef Björn Höcke treffen am Donnerstag um 20.15 Uhr im TV aufeinander.
Martin Schutt / dpa / picturedes

Oskar Lafontaine gegen Gerhard Schröder. Angela Merkel gegen Horst Seehofer. Es hat in der deutschen Politik schon viele Duelle gegeben. Am Donnerstagabend wird die Republik ein neues erleben – eines, das schon im Vorfeld sehr umstritten ist.

In den Fernsehring beim Nachrichtensender Welt steigen der Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke und der Chef der Thüringer CDU, Mario Voigt. Anlass gibt es eigentlich keinen unmittelbaren. In Thüringen wird, ebenso wie in Brandenburg und Sachsen, erst im Herbst gewählt.

Doch Voigt findet, man müsse sich aktiv mit den Inhalten der AfD auseinandersetzen, anstatt sie auszugrenzen. In Thüringen wird die AfD unter Führung von Höcke vom Landesamt für Verfassungsschutz als "erwiesen rechtsextremistisch" eingestuft und beobachtet.

"Viele fragen mich: Warum machst du das, Mario?", schreibt er auf X, vormals Twitter, und gibt folgende Antworten: "10 Jahre lang ist man dieser Diskussion aus dem Weg gegangen. Gebracht hat es nichts. Heute steht die AfD bei 29 Prozent in Thüringen."

AfD auf Platz eins

Sie liegt damit auf Platz eins in Umfragen, gemäß Infratest Dimap folgt die CDU mit Spitzenkandidat Voigt mit 20 Prozent auf Platz zwei, die Linke mit Ministerpräsident Bodo Ramelow belegt mit 16 Prozent den dritten Platz.

Er wolle die Gelegenheit ergreifen, schreibt Voigt, um zu zeigen, was Höcke "für ein Risiko für unser Land und den Wohlstand ist". Dann meint er noch: "Zeit für eine harte Auseinandersetzung", und ruft zum Duell-Schauen auf.

Voigt wird bei der TV-Auseinandersetzung Bezug auf eine Aussage Höckes zu Europa nehmen: "Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann", hat dieser beim AfD-Parteitag 2023 gesagt.

In der AfD ist man mit dieser Bühne für Höcke zufrieden. "Ich sehe es als ganz normal an, dass sich zwei Konkurrenten im Fernsehen duellieren", sagt Bundeschef Tino Chrupalla. Höcke werde die Positionen der AfD gut darlegen.

Voigt hingegen steht seit Wochen in der Kritik. "Mit Nazis redet man nicht", erklärt Thüringens Innenminister und Landes-SPD-Chef Gregor Maier. Die Thüringer Sozialdemokraten haben sogar eine Gegenkampagne gestartet, die allerdings auch nicht jedem gefällt. Denn sie raten, am Donnerstagabend lieber "Germany's Next Topmodel" mit Heidi Klum zu schauen als Höcke vs. Voigt.

Die SPD Thüringen rät, lieber "Germany's Next Topmodel" zu schauen als das Duell.
Die SPD-Thüringen rät, lieber "Germany's Next Topmodel" zu schauen als das Duell.

Auch dem Historiker Martin Sabrow schwant nichts Gutes. "Voigt kann nur verlieren. Er will Politik gestalten, Höcke will sie zerstören. Die Aufmerksamkeit liegt automatisch auf dem Zerstörer", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

In der eigenen Partei ist das Streitgespräch ebenfalls umstritten. Reiner Haseloff (CDU), der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, hat in der "Zeit" erklärt, er würde der AfD "keine Plattform geben wollen, abseits von dem, was ihr parlamentarisch zusteht". Man sollte Höcke nicht als "als ernstzunehmende Alternative" darstellen.

Tag der Befreiung

Kritik gibt es auch am Datum. Der 11. April 2024 ist der 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald durch die US-Armee 1945. Es liegt in Thüringen. "Die Entscheidung des Thüringer CDU-Vorsitzenden, einer der bekanntesten Galionsfiguren rechtsextremer Hetze in Europa ausgerechnet an diesem Gedenktag einen weithin beachteten Auftritt zu ermöglichen, mutet Überlebenden des Holocaust politisch völlig instinktlos und makaber an", sagt der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner.

Eine Woche nach dem Duell hat Höcke noch einen anderen Auftritt. Er muss sich vor dem Landgericht Halle (Sachsen-Anhalt) wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Mai 2021 bei einer Wahlkampfveranstaltung "alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland" gesagt zu haben – im Wissen, dass dies eine verbotene Losung der SA im Dritten Reich war. (Birgit Baumann aus Berlin, 10.4.2024)