Wout van Aert
Wout van Aert muss für die Rundfahrt in Italien passen.
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Zwei Wochen nach seinem schweren Sturz bei Quer durch Flandern hat Radsportstar Wout van Aert seinen Start beim Giro d'Italia absagen müssen. Der 29-jährige Belgier hatte sich das Schlüsselbein, das Brustbein sowie mehrere Rippen gebrochen. Am Donnerstag informierte van Aert via soziale Netzwerke über seinen Gesundheitszustand.

"Ich bin glücklich, euch mitzuteilen, dass ich mich von allen meinen Verletzungen gut erhole. Aber meine Rippen sind immer noch ein einschränkender Faktor. Derzeit kann ich überhaupt nicht trainieren", erklärte der Belgier und fügte hinzu, "deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, nicht beim Giro d'Italia anzutreten. Ich bin sehr enttäuscht, dass ich auch mein zweites großes Ziel diese Saison versäume." Doch die Gesundheit gehe nun einmal vor.

Weit schlimmer scheint der Zustand des deutschen Radprofis Lennard Kämna zu sein. Bei einem schweren Trainingsunfall auf Teneriffa ist Kämna womöglich nur knapp mit dem Leben davongekommen. "Wenn ich mir das Gesamtbild anschaue, dann hat er richtig Glück gehabt", sagte Ralph Denk, Chef des Teams Bora-Hansgrohe, bei sportschau.de.

In den ersten Meldungen, die Denk von der Unfallstelle erreicht hätten, sei die Rede davon gewesen, "dass es Lennard richtig dreckig geht", sagte Denk, "und da habe ich mir schon arge Sorgen um ihn gemacht." Im "Spiegel" sagte Denk: "Man denkt in solchen Fällen schnell an Tod, an Querschnittslähmung, an Gehirnschäden. Das können wir zum Glück alles ausschließen."

Bei dem Unfall am Mittwoch vergangener Woche, als Kämna mit einem Auto kollidiert war, hatte sich der 27-Jährige zahlreiche Verletzungen zugezogen. "Es geht ihm jetzt den Umständen entsprechend gut, aber es war ein heftiger Einschlag. Sein Fahrrad war komplett zerstört", sagte Denk: "Lennard ist jetzt erst einmal von der Intensivstation runter, das ist ein gutes Zeichen. Aber er ist immer noch auf der Normalstation im Krankenhaus von Teneriffa, und wir haben jetzt erst einmal noch keinen Plan, wie lange er noch bleiben muss."

Lennard Kämna
Lennard Kämna hat in seiner Karriere je eine Etappe bei der Tour, bei der Vuelta und beim Giro gewonnen.
IMAGO/Nico Vereecken

Zuerst normal leben, dann Radsport

Auch Kämna hätte eigentlich ab Anfang Mai den Giro d'Italia fahren sollen, nun sind alle Pläne Makulatur. "Wir vom Team haben ein Ziel, dass wir ihn ärztetechnisch bestmöglich unterstützen und dass er schnellstmöglich wieder in ein normales Leben zurückkommt", sagte Denk: "Erst dann denken wir wieder an Radsport. Und da gibt es keinen Plan, wann er wieder ins Training einsteigt und wann er wieder Rennen fährt."

Besser sehe es bei Bora-Hansgrohes slowenischem Star Primoz Roglic aus, der in der vergangenen Woche bei der Baskenland-Rundfahrt wie auch Tour-Sieger Jonas Vingegaard gestürzt war. "Sein Knie hat am meisten abbekommen, da hat er einen Bluterguss drin. Ansonsten hat er Abschürfungen am ganzen Körper, er sah aus wie nach dem Krieg", meinte Denk.

Die Auswirkungen auf Roglics Pläne für die Tour de France seien noch unklar: "Im Moment ist auch bei ihm nur moderates Indoortraining möglich", sagte Denk. "Wenn er in den nächsten Tagen wieder aufs Rad kommt, ist es wohl nur ein kleiner Rückschlag. Wenn er noch länger aussetzen muss, wird es schon wirklich schwierig, das wieder aufzuholen."

Diskussionen über die Sicherheit im Radsport gebe es nun verstärkt, "weil es diesmal auch die Starfahrer erwischt hat. Wären das keine so großen Namen gewesen, wären wahrscheinlich auch Diskussionen kleiner", sagte Denk. Alle Beteiligten würden sich zwar derzeit Gedanken machen, Veranstalter, Weltverband und Fahrer. "Aber ganz einfach ist es nicht. Es gibt keinen Königsweg, der unseren Sport sicherer macht", sagte Denk. (sid, red, APA, 11.4.2024)