Jürgen Klopp brüllt
Jürgen Klopp fühlt sich schlecht, weil das Spiel schlecht war.
REUTERS/Molly Darlington

Liverpool – Jürgen Klopp umarmte den Schmerz wie einen alten Freund, als der Traum vom Abschied als Europacupsieger wohl ausgerechnet in der Festung Anfield geplatzt war. Es müsse sich "schlecht anfühlen, weil es schlecht war", sagte der Teammanager des FC Liverpool, der nach einem überraschenden 0:3 (0:1) gegen Atalanta Bergamo unmittelbar vor dem Aus in der Europa League steht: "Das können wir uns nicht schönreden, das geht nicht ohne Alkohol. Das sollten wir erst gar nicht versuchen."

Nach einem Viertelfinalhinspiel zum Vergessen, der ersten Heimpleite seit 33 Pflichtspielen, bräuchte es im zweiten Duell am Donnerstag (21 Uhr / Sky) in Italien schon ein kleines bis mittleres Fußballwunder für den Halbfinaleinzug. "Im Moment sind die natürlich durch, aber wir werden da hinfahren, um das Spiel zu gewinnen. Wenn du das Spiel gewinnst, musst du richtig gewinnen", führte Klopp bei RTL aus: "Dafür müssen wir deutlich besser spielen. Dafür gibt es bisher keine Anzeichen."

Zwischen Albtraum und Horror

Das Finale am 22. Mai in Dublin ist in weite Ferne gerückt, es herrschen Frust und Enttäuschung – Emotionen, die Klopp beim Aufschlagen der Zeitungen am Freitag ebenfalls entgegensprangen. Die "Times" nannte die Ereignisse eine "Europa-Horror-Show für Klopp", der "Daily Telegraph" sah einen "Klopp-Albtraum" und "Liverpool bei Anfield-Schock verprügelt". Reds-Ikone Jamie Carragher hatte gar einen eigenwilligen, aber sehr pragmatischen Ratschlag für Klopp.

Das einzig Gute an der Niederlage sei, wie der frühere Verteidiger bei X schrieb, "dass Jürgen im Rückspiel mit der kompletten zweiten Garde antreten sollte, um in der Liga 'all in' zu gehen!" Will sich Klopp, der den Verein im Sommer nach neun Jahren verlässt, mit mehr als dem im Februar errungenen League Cup verabschieden, scheint in der Tat die Premier League die beste Gelegenheit dazu zu bieten. Dort ist Liverpool (71 Punkte) mit Tabellenführer FC Arsenal gleichauf und trifft am Sonntag (15 Uhr / Sky) auf Crystal Palace mit Trainer Oliver Glasner, wobei Klopp bereits "eine Reaktion" sehen will.

Und die ist auch bitter nötig. Gut, Klopp schonte gegen Bergamo zunächst Starstürmer Mohamed Salah und Ex-Salzburger Dominik Szoboszlai, aber als Erklärung für die fahrlässige Abwehrleistung und das zähe Offensivspiel reicht dies kaum. Dass Torwart Caoimhin Kelleher beim ersten Treffer des Doppeltorschützen Gianluca Scamacca (38./60.) und beim 3:0 durch Mario Pasalic (83.) patzte, passte ins Bild. Sein Team, so Klopp, habe "zu früh die Nerven fußballerisch verloren". So wird es nichts mit dem Wunder von Bergamo. (sid, red, 12.4.2024)