In den vergangenen Jahren sei in Innsbruck "total viel weitergegangen", findet Bürgermeister Georg Willi (Grüne).
APA/EDER WOLFGANG

Innsbruck – Zwei Tage vor der Innsbrucker Gemeinderatswahl haben zwei der Mitfavoriten auf den Bürgermeistersessel, "Titelverteidiger" Georg Willi (Grüne) sowie "das Neue Innsbruck"-Bürgermeisterkandidat Florian Tursky, ihre Wahlkampfabschlussveranstaltungen begangen. Tursky warnte erneut vor einer Wiederwahl Willis und einer dadurch befürchteten Links-Koalition. Willi zeigte sich "überzeugt", einen "Erfolg einzufahren", und warnte seinerseits vor "Blau-Schwarz oder Schwarz-Blau".

Im Falle von Willis Wiederwahl würden weitere sechs Jahre "Stillstand und Chaos" auf die Stadtbewohner zukommen, so Tursky. Sich selbst sah er weiter in einem knappen Rennen in der Favoritenrolle.

Nachdem der Ex-Staatssekretär – flankiert von schwarzen Granden wie Landeshauptmann Anton Mattle, den Altlandeshauptmännern Günther Platter und Herwig Van Staa und Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (alle ÖVP) – in die Altstadt eingezogen war und eine Bühne erklommen hatte, betonte er die Notwendigkeit eines "Neuanfangs" und die – trotz des Antretens der bürgerlichen Abspaltung von Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) – Geschlossenheit des bürgerlichen Lagers. "Während andere sich spalten, haben wir wieder zusammengefunden", rief er den dutzenden orangen Anhängern im Herzen Innsbrucks zu.

Appell an ehemalige Willi-Wähler

Der ehemalige ÖVP-Staatssekretär holte indes wohl zu einem Appell an ehemalige bürgerliche Willi-Wähler aus, ihr Kreuz diesmal bei ihm zu machen. Es hätten sich bei der vergangenen Wahl im Jahr 2018 wahrscheinlich viele gedacht, "der Willi schaut nett aus, leitet einen Kirchenchor und Radfahren kann er auch." Doch es sei "nicht egal", wer Innsbruck regiert, warnte er einmal mehr vor desaströsen Zuständen in der Stadtpolitik, die von "Streit" geprägt waren.

Weil der grüne Kandidat außerdem mehrmals gesagt habe, dass er mit dem Bündnis bestehend aus ÖVP, Für Innsbruck (FI) und Tiroler Seniorenbund nicht koalieren wolle, sah Tursky eine linke Koalition am Horizont aufziehen. Diese bestehe neben den Grünen aus der Anzengruber-Liste, SPÖ und KPÖ. Dies würde "weitere sechs verlorene Jahre" bedeuten, warnte er. Im APA-Gespräch räumte er seinem Konkurrenten Anzengruber indes für die Stichwahl weiterhin offenbar keine Chancen ein und meinte, dass er im zweiten Wahlgang entweder auf Willi oder den FPÖ-Kandidaten Markus Lassenberger treffen werde.

Bevor Tursky im Bad der Menge mit "Florian"-Rufen und Geklatsche empfangen wurde, ergriff Landeshauptmann Mattle noch das Wort. Es gelte nun, die Menschen für den "Neuanfang" zu begeistern und die Stadt "neu zu gestalten". Dass Tursky bisher nicht in der Stadtpolitik aktiv war, sei "sein großer Vorteil". Dadurch könne er "vorbehaltlos" agieren, immerhin sei er in keinen "Streit eingebunden" gewesen.

Bürgermeisterkandidat Florian Tursky (Das Neue Innsbruck) wurde mit "Florian"-Rufen und Geklatsche empfangen.
APA/KREUZER ALEXANDRA

"Überzeugt, einen Erfolg einzufahren"

Bürgermeister Willi und seine Grünen vollzogen ihren Wahlkampfauftakt vor rund 50 Sympathisanten, davon ein Gutteil Listenmitglieder, wenig später im Messepark. Willi zeigte sich "überzeugt", am Sonntag einen "Erfolg einzufahren". Die entscheidende Frage bei dieser Wahl sei ganz einfach: "Aufbruch mit Grün oder Rückschritt mit "Blau-Schwarz oder Schwarz-Blau".

Und der Stadtchef fuhr ganz in bisher gewohnter Wahlkampfmanier fort: "Will man eine Politik für die Radler oder die Autofahrer, für die Spekulanten oder für leistbares Wohnen". Es gelte jetzt, den richtigen Weg mit den Grünen einzuschlagen und "nicht falsch abzubiegen".

Ungeachtet der ständigen Vorhaltungen der politischen Konkurrenz sei in Innsbruck in den vergangenen Jahren "total viel weitergegangen", zählte das Grünen-Urgestein einmal mehr Erfolge aus seiner Sicht wie die Übergabe von 1.750 "leistbaren Wohnungen" in seiner Ära auf.

Unterstützt wurde Willi auf seinen letzten Wahlkampfmetern von Parteifreund und Sozialminister Johannes Rauch. "Es kann nur einen geben", meinte dieser in Richtung Willi und den vor allem in Liegestühlen platzierten Anhängern. Innsbruck brauche eine zweite Amtszeit des Grünen-Bürgermeisters. "Kämpfen und siegen", gab Rauch als Devise aus.

Vor Willi und Tursky hatte bereits die Liste Fritz zum Wahlkampfabschluss vor der Annasäule geladen. Spitzenkandidatin und Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider beschwor dabei mit Unterstützung von Listengründer Fritz Dinkhauser vor allem ein Beenden der "Wadlbeißerei", die aus ihrer Sicht in den letzten Jahren im Gemeinderat vorherrschend war. "Je stärker wir werden, desto leichter tun wir uns damit", sagte Haselwanter-Schneider. Dinkhauser streute der Kandidatin Rosen, sie sei ein "absoluter Glücksfall für die Liste Fritz". Die Liste Fritz hatte zuletzt 3,23 Prozent für sich verbuchen können und stellt seither mit Thomas Mayer einen Gemeinderat. Nun gilt es, die neu eingezogene Vier-Prozent-Hürde zu überspringen. (APA, 12.4.2024)