"Wir haben eine hochgefährliche Situation": Die Nahostexpertin Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung warnt, es ist noch nie so weit gekommen, dass Israel aus dem Iran angegriffen worden sei, "schon gar nicht mit einer Vielzahl von Raketen und Drohnen gleichzeitig". Jetzt hänge viel davon ab, wie die Reaktion Israels ausfallen wird. Eine scharfe Reaktion, darauf drängen weiter rechts stehenden Politiker, würde zu einer weiteren Eskalation führen, "die auch außer Kontrolle geraten könnte". Zuvor kündigte Israel an, den Iran "zur Rechenschaft" ziehen zu wollen.

Bente Scheller war Sonntagabend zu Gast bei Marie-Claire Zimmermann in der
Bente Scheller war Sonntagabend zu Gast bei Marie-Claire Zimmermann in der "ZiB 2".
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Dieser Krieg sei "nicht militärisch allein zu gewinnen", es brauche Verhandlungen. Die Golfstaaten hätten sich jetzt auch aus eigenem Interesse positioniert, und nicht weil sie durch Israel eingeschüchtert wären oder die Stärke Israels sähen. "Sie wollen nicht, dass die ganze Region in Flammen aufgeht", so Scheller. Die Verbündeten des Iran würden teils eigene und auch sich widersprechende Ziele verfolgen, vieles sei dadurch nicht kalkulierbar.

Es könnte noch an ganz vielen unterschiedlichen Ecken etwas aufflackern, so Scheller, "dass die Hisbollah sich stärker engagiert, dass der Libanon in den Krieg hineingezogen wird". Auch im Iran gebe es viele Menschen, die das eigene Regime kritisieren und jetzt Israel gerne einen anderen Kurs fahren sehen würden, "das könnte man verlieren dadurch, dass man jetzt militärisch schärfer vorgeht". Und das könnte auch den Willen im Iran stärken, das hochgefährliche Nuklearprogramm schneller voranzutreiben. "Deswegen sehe ich nicht, wie man jetzt mit rein militärischem Engagement Risiken für Israel mindert." (Astrid Ebenführer, 15.4.2024)

ZIB 2: Nahostexpertin Scheller: Hochgefährliche Situation
ORF