Pakete in Rollcontainern und neben einem Fließband in einem Logistikzentrum.
Die Paketflut aus China nimmt kein Ende: Täglich fliegen rund 100 Frachtflugzeuge in die EU ein, Tendenz stark steigend.
APA/HANS KLAUS TECHT

Versandkataloge waren einmal, heute zählt die Onlinepräsenz. Aber: Nach überdurchschnittlichen Pandemiejahren stockt nun auch der Onlinehandel. Multiple Krisen und Kaufkraftverlust beschäftigen die Menschen, die Konsumlaune ist daher eher verhalten. Die Leute geben ihr Geld lieber für Freizeit und Urlaub aus. Das fordert auch die Otto Austria Group (ehemals Unito Group) heraus, der die Händler Otto Versand, Universal, Quelle, Ackermann, Jelmoli und Lascana angehören. Vertrieben wird in Österreich, Schweiz und Deutschland mit 3,6 Millionen Kundinnen und Kunden jährlich. Rund 400 Mitarbeitende werden in Österreich beschäftigt.

Im vergangenen Geschäftsjahr ist der Umsatz um etwa vier Prozent auf 349 Millionen Euro gesunken, man sei "bedingt zufrieden". Der Umsatz sei zwar gesunken, doch weniger als im gesamten Markt, das sei positiv zu bewerten. Vor allem der Technikbereich habe sich sehr gut entwickelt. Im Textilbereich sei man auch zufrieden, auch wenn sich der Bedarf hier wetterbedingt nicht so entwickelt habe wie erhofft. Einziges Sorgenkind: das Sortiment Möbel und Wohnen, in dem die Gruppe laut eigenen Angaben zwei Drittel der Umsätze macht. Die gesamte Bauwirtschaft sei im vergangenen Geschäftsjahr um 30 Prozent zurückgegangen, daher sei auch der Möbelmarkt stark rückläufig gewesen.

Wie nimmt der große heimische Versandhändler die chinesische Billigkonkurrenz wahr, die derzeit in aller Munde ist? Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung bei der Otto Austria Group, sieht einen "systematischen Betrug durch chinesische Mitwerber". Er befürworte den Wettbewerb, das belebe das Geschäft. Aber: "Die Rahmenbedingungen müssen für alle gleich sein." Als österreichisches Unternehmen würde man von regulatorischen Maßnahmen nahezu überrollt werden. Die Billiganbieter Temu, Shein und Co hingegen nehmen das nicht so ernst: Sie deklarieren laut EU-Behörden zwei Drittel der Pakete für den EU-Zoll falsch, viele Produkte überschreiten zudem EU-Grenzwerte für Chemikalien. Die Paketflut soll sich Schätzungen zufolge verdoppeln, dieses Jahr werden vier Milliarden Pakete erwartet. Gutschi fordert daher einmal mehr eine Zollgrenze ab null Euro, nicht erst ab 150 Euro – wie auch bereits der Handelsverband und die Wirtschaftskammer. Außerdem solle die Plattformhaftung für Importverstöße und -verbote früher kommen. Derzeit ist die Zollreform für 2028 angesetzt.

Durch die Umbenennung von Unito Group auf Otto Austria Group erhofft man sich eine stärkere Verbindung zur Hauptvertriebsmarke Otto Versand. Die namentliche Bekanntheit soll noch weiter gesteigert werden und so auch am Arbeitsmarkt die Suche nach geeigneten Fachkräften erleichtern. Die Gruppe bleibe auch nicht vom Fachkräftemangel verschont.

Im Allgemeinen blickt die Gruppe vorsichtig optimistisch in die Zukunft, ein weiteres intensives Jahr stehe aber bevor. Der Markt sei nicht mehr wirklich planbar, man erwarte aber dennoch eine "weitgehend stabile Umsatzentwicklung". (Sarah Kirchgatterer, 15.4.2024)