österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr interpretiert
Die österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr interpretiert Texte von Christine Lavant zu Schuberts "Schwanengesang".
APA/dpa/Michael Reichel

Der Carinthische Sommer hat heuer einen unübersehbaren Frauenschwerpunkt. Das wurde bei der Programmpräsentation des Festivals am Mittwoch in Villach deutlich: Beim Eröffnungskonzert (6. Juli) mit dem neuen Festivalorchester (ORF Radio-Symphonieorchester Wien) wird die Portugiesin Joana Carneiro dirigieren. Dabei stehen Komponistinnen der Romantik und eine Uraufführung von Hannah Eisendle auf dem Programm. "Ein Türöffner", freute sich Intendantin Nadja Kayali.

Die oft bei freiem Eintritt weit geöffneten Türen sollen auch junges Publikum anziehen und Schwellenängste abbauen. Etwa mit acht unterschiedlich programmierten, jeweils halbstündigen Morgenkonzerten in der Evangelischen Kirche im Villacher Stadtpark, die jeweils ab 8.00 Uhr in der Früh bei freiem Eintritt besucht werden können. Dabei wird die Intendantin selbst, bekannt als Ö1-Programmgestalterin und Kuratorin des Imago-Dei-Festivals in Krems, Texte zum Thema Freiheit rezitieren. Schreibaufträge dafür gingen an Anna Baar, Sabine Gruber, Julia Jost, Milena Michiko Flasar, Maja Haderlap, Martin Piekar, Kathrin Röggla und Sophia Lunra Schnack.

Eine Kinderoper

Freien Eintritt wird es auch beim Ö1-Kulturpicknick (7. Juli) geben, das so wie das Auftaktkonzert am Tag zuvor im Radio live übertragen wird. Integriert ins Kulturpicknick ist neben Musik, Tanz, Kinderworkshops und dem Theaterwagen Porcia auch die Live-Literatursendung "Ex libris" und das "Ö1-Küchenradio", insgesamt überträgt Ö1 vier Stunden des Kulturpicknicks. Auch die Kinderoper "GOLD!" von Leonard Evers und Flora Verbrugge, die in Kooperation mit "Imago Dei" entstanden ist, wird in Ossiach aufgeführt. Weiters wird sie im Juli noch vier Mal mit Kooperationspartnern in ganz Kärnten zu sehen sein.

Als weiterer "leiser" Schwerpunkt gilt Portugal anlässlich des 50. Jahrestages der friedlichen Nelkenrevolution. Michael Maertens und Petra Morzé lesen Texte von Fernando Pessoa (14. Juli), und mit Cuca Roseta kommt eine der weltbesten Fado-Sängerinnen für ein Konzert nach Villach (12. Juli).

Kärntner Sagen

Neue "Orte, die sich dramaturgisch anbieten" (Kayali) kann man bei den insgesamt 46 Veranstaltungen zwischen 6. Juli und 4. August einige entdecken. Etwa die Insel im Faaker See, auf die ein Hörerlebnisparcours von Wojtek Blecharz mit Klanginstallationen und Performances zum "Inselhören" lädt (9./10. Juli). Oder der Klettergarten Kanzianiberg, in dem sich Bruno Strobl mit seinem Ensemble "NeuRaum" von Kärntner Sagen inspirieren lässt (13. Juli).

Bei einer Musikwanderung auf der Gerlitzen begleitet das Publikum die Kontrabassistin Nina Polaschegg und den Posaunisten Bertl Mütter (21. Juli). In einem neuen Licht lässt sich auch der Klagenfurter Dom erleben: Organist Wolfgang Kogert spielt zur Lichtkunst von Victoria Coeln eine Uraufführung von Beat Furrer, dem zu seinem 70. Geburtstag auch ein Vokalkonzert mit Cantando Admont gewidmet ist (13./14. Juli). Eine Uraufführung von Bernhard Lang durch das Wiener Platypus Ensemble (11. Juli) vervollständigt das umfangreiche Angebot für Freunde Neuer Musik. Beide Uraufführungen gehen übrigens auf Kompositionsaufträge des Carinthischen Sommers zurück.

Festival Artist des Carinthischen Sommers ist heuer der Cellist Eckart Runge, Gründungsmitglied des legendären Artemis Quartett, der mit gleich drei Projekten porträtiert wird: Er kommt mit dem vielfach preisgekrönten Esmé-Quartett zu einem Kammermusikabend in der Stiftskirche Ossiach (25. Juli), versetzt mit dem Pianisten Jacques Ammon das Publikum in die glamourösen 20er-Jahre (22. Juli) und erzählt gemeinsam mit ihm und zwei Pantomimen als "Cello Cinema" Geschichten voll Witz und Charme (24. Juli).

Mit Bariton Georg Nigl

Mit einem Festivalsekt aus Kärnten feiert der Carinthische Sommer auch prominente Namen: CS-Stammgast Rudolf Buchbinder kommt heuer mit Beethoven und Chopin (19. Juli), erstmals in Kärnten ist das Kammerorchester Basel mit venezianischen Concerti zu erleben (20. Juli). Burgschauspielerin Birgit Minichmayr interpretiert Texte von Christine Lavant zu Schuberts "Schwanengesang", den der Bariton Georg Nigl anstimmt (18. Juli), und Robert Menasse denkt im Gespräch mit Philipp Blom im Domenig Steinhaus über Europa nach (31. Juli).

Ein grenzüberschreitendes, verbindendes Zeichen setzt die Begegnung eines burgenländisch-kroatischen Folkloreensembles mit einem slowenischen Chor und einer syrisch-kurdischen Band unter dem Motto "Tanz. Kolo. Dabke" (17. Juli). Mit einem schwungvollen Abschlusskonzert des Festivalorchesters RSO, Klängen von George Gershwin und Filmmusik von John Williams klingt am 4. August der Carinthische Sommer schließlich aus.