Was der Beamtin konkret vorgeworfen wird, wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht sagen.
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Innsbruck/Lienz – Die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner ist nach massiven Vorwürfen durch Mitarbeiter von ihrem Posten abberufen worden. Die Tiroler Landesregierung habe die Entscheidung nach einem Bericht der Dienstaufsicht sowie der Personalvertretung am Donnerstag beschlossen, hieß es in einer Aussendung. Grund sei ein "unüberbrückbarer Vertrauensverlust der Mitarbeiterschaft und des Dienstgebers in die Behördenleitung". Vorerst übernahm Stellvertreterin Bettina Heinricher.

Unterdessen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen Reisner wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs, wie deren Sprecher Hansjörg Mayr der APA mitteilte. Auslöser war eine anonyme Sachverhaltsdarstellung. Was der Beamtin konkret vorgeworfen wird, wollte Mayr mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht sagen.

Anonyme Anschuldigungen

Nachdem die gesamte Personalvertretung zurückgetreten war, anonyme Anschuldigungen erhoben worden waren und ein Bericht der Zentralpersonalvertretung erfolgt war, wurde die Dienstaufsicht nach Lienz entsandt. Die Vorwürfe seien umfassend und aufwendig überprüft worden, hieß es. Neben Gesprächen mit Mitarbeitern sei auch mit der Behördenleiterin gesprochen worden. Schließlich seien "Mängel in Führungs- und Kommunikationsfragen" geortet worden.

"Für uns als Land Tirol ist es ein großes Anliegen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein vom Miteinander geprägtes und wertschätzendes Arbeitsumfeld zu bieten", wurde Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zitiert. Reisner sei über die Abberufung informiert und zu weiteren Gesprächen eingeladen worden. Sie bleibe Mitarbeiterin im Landesdienst. Die Behördenleitung werde nun unverzüglich neu ausgeschrieben, hieß es vom Land.

Eine abschließende Bewertung von allfälligen dienstrechtlichen Verfehlungen bzw. strafrechtlich relevanten Sachverhalten könne aufgrund laufender Ermittlungen von Disziplinarbehörde bzw. Staatsanwaltschaft noch nicht vorgenommen werden. "Die in ihrer Anzahl und Deutlichkeit persönlich vorgebrachten Rückmeldungen der Mitarbeiterschaft der BH Lienz im Zuge unserer Erhebungen vor Ort lassen keinen anderen Schritt zu – auch unabhängig vom Ausgang disziplinarrechtlicher und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungsergebnisse", teilte Landesamtsdirektor Herbert Forster mit.

In der Bezirkshauptmannschaft Lienz in Osttirol war es zuletzt drunter und drüber gegangen. Mitarbeiter hatten laut Medienberichten massive Vorwürfe gegen Reisner erhoben. Im Raum standen Grenzüberschreitungen, Mobbing, psychische Gewalt und Amtsmissbrauch. In einem Brief an Medien hatten Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft über angeblich unhaltbare Zustände und ein über die vergangenen Monate immer schwerer belastetes Arbeitsklima in der Behörde berichtet. (APA, 18.4.2024)