Das Management des "Krone"-"Kurier"-Verlagskonzerns Mediaprint hat diese Woche in einem Newsletter intern über die dramatische wirtschaftliche Lage bei Österreichs größtem Zeitungskonzern informiert. Der Verlust liege bei knapp 25 Millionen Euro laut nun vorliegendem Jahresabschluss über das Geschäftsjahr 2022/23. Das Eigenkapital sei mit rund zwölf Millionen Euro negativ. Die Wirtschaftsprüfer hätten aber einer positive Fortbestehensprognose attestiert.

Das Mediaprint-Management informierte intern über "tiefgreifende Maßnahmen".
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"Tiefgreifende Maßnahmen"

"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fordern tiefgreifende Maßnahmen", schreibt das Management der Mediaprint, Michael Tillian, Thomas Kralinger und Gerhard Valeskini, in der internen Rundmail. "Wir arbeiten mit voller Kraft an der Umsetzung des Restrukturierungsprogramms zur Neuausrichtung unseres Unternehmens und erwarten für das Geschäftsjahr 2023/24 bereits erste positive Auswirkungen."

In den letzten Wochen hätten sie mit den Wirtschaftsprüfern an der Bilanz 2022/23 gearbeitet, Thema war da nach STANDARD-Informationen insbesondere die Fortbestehensprognose. Im Schreiben heißt es: "Gemeinsam mit Führungskräften und Mitarbeitenden haben wir einen Sanierungsplan mit zahlreichen Maßnahmen erarbeitet und eine Mehrjahresplanung erstellt. Diese Sanierungsmaßnahmen wurden von Wirtschaftsprüfern bewertet und in einer positiven Fortbestehensprognose zusammengefasst. Auf dieser Basis gehen wir von einem positiven Betriebsergebnis in den Folgejahren aus."

Der Verlust von 25 Millionen Euro im Geschäftsjahr bis 30. Juni 2023 enthalte auch Abwertungen von Beteiligungen, heißt es in dem Schreiben.

Österreichs größter Zeitungskonzern

Der neue Jahresabschluss war am Freitagvormittag noch nicht im Firmenbuch abrufbar. Die Mediaprint ist mit 2021/22 rund 400 Millionen Euro Umsatz der größte Zeitungsverlagskonzern in Österreich, vor der Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse", Willhaben.at).

Die Mediaprint gehört zu je 50 Prozent der Gesellschaftsanteile "Kronen Zeitung" und "Kurier"; Gewinne, so vorhanden, werden nach den Kommanditanteilen 70:30 ausgeschüttet.

In der Mediaprint haben Österreichs größte Tageszeitung "Krone" und der "Kurier" ihre Verlagsaktivitäten gebündelt, also Druck, Vertrieb, Anzeigenwirtschaft. Im Gesellschafterausschuss treffen die Eigentümer – Familie Dichand ("Krone"), Raiffeisen ("Kurier") und Funke-Gruppe ("Krone", "Kurier" und bisher mit René Benkos in Konkurs befindlicher Signa Holding an Bord) – in der bisherigen Struktur gemeinsam zeitungswirtschaftliche Entscheidungen über beide Titel.

In einer neuen Struktur soll die Mediaprint zu einer Servicegesellschaft für Druck und Vertrieb (Zeitungszustellung und Logistik) umgewandelt werden, mit voraussichtlich nur noch einem Geschäftsführer (Michael Tillian). Die Eigentümer "Krone" und "Kurier" sollen wirtschaftlicher selbstständiger entscheiden und agieren, insbesondere auch in der Werbevermarktung.

Der "Kurier" zog 2023/24 das härteste bekannte Sparprogramm bei Österreichs Medien durch – im Vorjahr wurden rund 20 Vollzeitjobs in der Redaktion gekürzt, Anfang 2024 weitere rund 40 angekündigt und umgesetzt. Bei der "Krone" begannen im Herbst erste Personalsparmaßnahmen; beim Kleinformat werden Kürzungen laut mehreren konzerninternen Quellen gestaffelt umgesetzt, sie sollen aber insgesamt Größenordnungen von 70 bis 80 Stellen erreichen. Bei mehreren anderen Medienhäusern wurden ebenfalls Jobs wegen der herausforderndenden wirtschaftlichen Lage der Branche gekürzt.

Bei der Mediaprint-Druckerei in Kärnten wurde ein Teil des Betriebes vor wenigen Wochen geschlossen, 40 Beschäftigte waren davon betroffen.

Signa-Anteile an "Krone" und "Kurier"

René Benkos Signa Holding hat vor wenigen Tagen Konkurs angemeldet. Dort liegen auch die Signa-Anteile an "Kronen Zeitung" und "Kurier". Signa übernahm knapp unter 50 Prozent an einer Holdinggesellschaft der deutschen Mediengruppe Funke (WAZ Ausland Holding), die wiederum 50 Prozent an der "Krone" und fast 50 Prozent am "Kurier" besitzt. Auf diese Anteile dürfte die Funke-Gruppe Vorkaufsrechte haben.

Schon die Verträge mit Benkos Signa von 2018/19 deuteten darauf hin, dass die Funke-Gruppe ihre Anteile an "Kronen Zeitung" und "Kurier" komplett abgeben will (sie selbst äußert sich bisher nicht dazu). Wenn die Funke-Gruppe diese Anteile mehrheitlich oder ganz verkauft, haben wiederum Familie Dichand ("Krone") und Raiffeisen ("Kurier") Vorkaufsrechte. Beide haben Kaufbereitschaft signalisiert, wie so oft dürfte das eine Frage des Preises sein. (Harald Fidler, 19.4.2024)