Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Der bekannt tatkräftige Sanierer Michael Tillian hat mit 1. Dezember seinen Dienst als Einmann-Eingreiftruppe der deutschen Funke-Gruppe in der Geschäftsführung der Kronen Zeitung und des Zeitungskonzerns Mediaprint angetreten. Und er wird dort 2024 volle Aktivität entfalten. Entfalten wollen, sollen und müssen: Wie nicht wenige private Medienbetriebe tauchte auch der Krone-Kurier-Riese im jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022/23 deutlich in die Verlustzone.

Michael Tillian, neuer Geschäftsführer von Mediaprint und
Michael Tillian, neuer Geschäftsführer von Mediaprint und "Krone".
Uwe Mann via OTS

"Cut and Grow"

Die ersten Kürzungen am Personal der Krone begannen im November, noch vor Tillians offiziellem Dienstantritt. Da war der Medienmanager, dem einst bei Styria-Medien vor allem der erste Teil seines Mottos "Cut and Grow" sehr gut von der Hand zu gehen schien, aber schon in Krone und Mediaprint unterwegs. An der Seite seines Vorgängers Christoph Niemöller, der mit Jahresende auf eigenen Wunsch aus dem seit Jahrzehnten von Gesellschafterstreit geprägten Medienkonzern ausscheidet.

Tillian hat schon eines und einige bewegt bei der Styria - bei deren damals noch existierender Magazingruppe sowie die Presse und das nicht mehr sehr lange existierende Wirtschaftsblatt und der Gratiszeitungsholding RMA - und dort tiefe Gräben hinterlassen, wie ein früherer Fan Tillians diesem nachsagte.

Der Mann hat auch einige Digitalerfahrung - er managte das Onlineportal "Brutkasten" und die Sportplattform "Maxfun", an der er zuletzt noch beteiligt war. Er war Geschäftsführer bei Russmedia International und zuletzt ab 2019 bei der Freie Presse Mediengruppe in Chemnitz im deutschen Bundesland Sachsen, einer Beteiligung der Medien Union Ludwigshafen. Hier sollte er "das Geschäftsmodell Journalismus in das digitale Zeitalter übertragen".

Juristische Erfahrung

Sein Jus-Studium und Erfahrung als Anwalt bei DLA Piper Weiss-Tessbach um 2010 können im - gern auch vor Gerichten und vor allem Schiedsgerichten ausgetragenen - jahrzehntelangen Streit der Gesellschafter Funke und Dichand über Vorrechte für die österreichischen Eigentümer jedenfalls nicht schaden.

Bei der Mediaprint verantwortet Tillian künftig als Geschäftsführer die Bereiche Finanz & Rechnungswesen, Controlling, Druck, Logistik, Einkauf und das übergreifende Projektmanagement in der Unternehmensgruppe.

Unter der Führung von Tillians Vorgänger Niemöller sammelte die Mediaprint mit ihren drei Druckstandorten in Wien-Inzersdorf, Salzburg (mit den Salzburger Nachrichten) und St. Andrä im Lavanttal (Kärnten) einen Großteil der Zeitungsdruckaufträge in Österreich ein: Neben den Eigentümern Krone und Kurier produziert die Mediaprint etwa auch Österreich/Oe24, einen Teil der Auflage der Presse, den STANDARD, die NÖN und ab 2024 Heute.

Rolle eines CEO

Update: Tillian soll, sagen Menschen mit tiefem Einblick in den Konzern, aber zugleich eine für die Mediaprint neue Rolle übernehmen: Er könnte statt der bisher gleichberechtigten Dreier-Geschäftsführung eine Art CEO des Zeitungsriesen werden, nur flankiert von zwei weiteren Managern oder gar nur Prokuristen, für ein Mehr-Augen-Prinzip in der Führung. Und damit alle Player im obersten Management vertreten sind.

Die Geschäftsführung des Zeitungskonzerns Mediaprint besteht bisher traditionell aus je einem Vertreter, es gab auch schon eine Vertreterin, der drei Eigentümergruppen, denen die Krone und der Kurier gehören:

Für die Dichands sitzt Gerhard Valeskini in der Geschäftsführung von Krone und Mediaprint. Raiffeisen repräsentiert Thomas Kralinger als Geschäftsführer von Kurier und Mediaprint. Die mit den Dichands seit Jahrzehnten im Clinch liegende Funke-Gruppe hat Tillian ins Management von Krone und Mediaprint geschickt; als Kampfansage an die Dichands hat der STANDARD das schon bezeichnet, bei der Krone wurde Tillians damals im Frühjahr 2023 aufgrund seiner Sanierungsvergangenheit umgehend als drohender "eiserner Besen" tituliert.

Im kommenden Jahr könnte auch in andere dieser Positionen Bewegung kommen. Thomas Kralinger wird am 1. August 64 Jahre alt. Er ist schon seit 2007 in seinen Jobs bei Mediaprint und Kurier. Als möglicher Nachfolger wird Richard Grasl gehandelt, der 2023 zu seinem Job als Kurier-Vizechefredakteur auch Profil-Geschäftsführer wurde. Aber das ist eine andere Geschichte für die Etat-Serie "Medienmenschen 2024". (fid, 9.12.2023)