Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Von Thomas Trukesitz gleich mehrfach: Er wird mit Jahresbeginn offiziell Sportchef der Streamingplattform Canal+, die Servus TV die Rechte an der Champions League und der Europa League abgenommen hat. Und bis nach der Fußball-EM 2024 ist Trukesitz voraussichtlich noch Sprecher von Fußballnationaltrainer Ralf Rangnick. Die Champions-League-Saison beginnt ohnehin erst nach der Europameisterschaft.

Thomas Trukesitz, ab Jänner Sportchef bei Canal+ Austria
Thomas Trukesitz, ab Jänner Sportchef bei Canal+ Austria mit Exklusivrechten an Champions League und Europa League.
APA/HELMUT FOHRINGER, Bearbeitung STANDARD/Otto Beigelbeck

Königsklasse exklusiv

Über das Gebot von Canal+ Austria stöhnte selbst der für Sportrechte durchaus zahlungsfreudige Red-Bull-Sender Servus TV noch lange, bei dem die Rechte bisher liegen. Ab der nächsten Saison 2024/2025 nun hat die internationale Streamingplattform mit französischen Wurzeln für drei Jahre die Erstauswahl für ein Livespiel der Champions League am Mittwoch und ebenso die Erstauswahl für ein Livespiel der Europa League oder der Conference League am Donnerstag. Danach kann Canal+ eine Highlightshow mit Zusammenfassungen aller Spiele der Woche zeigen. Und die Plattform zeigt nach eigenen Angaben als einziger Anbieter die drei Finalspiele der Uefa-Klubwettbewerbe. Das größte Rechtepaket an den Spielen der europäischen Klubbewerbe hält aber Sky.

Trukesitz ist erst mit Jahresbeginn formell im Amt, die Vorarbeiten bei der im Frühjahr 2022 in Österreich gestarteten Plattform für die großen Aufgaben ab 2024 laufen. Man sucht Personal, verhandelt mit Produktionsfirmen und über ein Studio in Wien.

Trukesitz bringt einige Erfahrung mit: Er begann beim ORF im Burgenland mit sportlichen Ausflügen in die nationale Berichterstattung, wurde Sportchef erst beim privaten Pay-Sender Premiere, aus dem Sky hervorging, wo er Moderator, Bundesligaverantwortlicher und ab 2016 "Head of Sport" war, bis 2021.

Beinahe ORF-Sportchef

Zum Jahreswechsel 2022/23 bewarb sich Trukesitz um die Funktion des ORF-Sportchefs und qualifizierte sich im Hearing unter den 13 Bewerberinnen und Bewerbern für das Finale – allerdings gegen den intern längst gesetzten bisherigen Radiochefredakteur Hannes Aigelsreiter. Aigelsreiter ist seit Anfang März 2023 Sportchef des ORF – und damit der Programm-Hauptabteilung mit dem größten TV-Budget von 100 Millionen Euro und mehr pro Jahr im öffentlich-rechtlichen Medienriesen.

Trukesitz macht nun als Canal+-Sportchef dem ORF und den übrigen im Pay-TV Konkurrenz, gleich mit der Königsklasse des Genres und exklusiv. Gut möglich, dass die Streamingplattform auch weitere Österreich-Rechte interessieren – wenn man schon ein Team aufbaut. Die Rechte an der deutschen Bundesliga etwa stehen wieder zur Vergabe an – jene für Österreich, wenn gesondert vergeben, könnten ein Ziel sein.

Der 51-Prozent-Gesellschafter von Canal+ in Österreich, die gleichnamige internationale Mediengruppe, zeigt derzeit die Uefa-Klubwettbewerbe in mehr als 50 Ländern, darunter Frankreich, Schweiz, Subsahara-Afrika, Myanmar und Haiti. In Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Vietnam und Äthiopien betreibt die Gruppe Premium-Sportkanäle. 49 Prozent an der Canal+ Austria GmbH hält Telekomriese A1.

Nach Sky hat Trukesitz 2021 seine Beratungsfirma Libero gegründet, über die auch die Sprecherfunktion für Teamchef Rangnick läuft, nach aktuellen Plänen bis nach der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland. (fid, 5.12.2023)