Etwas mehr als zwei Jahrzehnte nach der Erstauflage steht die Anlageform Bundesschatz in Österreich vor einem Comeback. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) kündigte an, dass die Bevölkerung ab sofort wieder in Schuldpapiere der Republik investieren könne, eine Veranlagung mit Sicherheit, fairen Zinsen und "völliger Kostenfreiheit". Zudem ist das Produkt aus Brunners Sicht sehr zugänglich, innerhalb von 60 Sekunden könnten Interessierte loslegen: "Ich war überrascht, wie schnell und unkompliziert man sich registrieren und Geld anlegen kann", sagte er am Montag vor Journalisten.

Finanzminister Brunner bei einem Interview.
Finanzminister Brunner will mit der Neuauflage des Bundesschatzes auch den Wettbewerb um Einlagezinsen erhöhen.
APA/ROLAND SCHLAGER

Für Bundesschätze benötigt man, anders als bei klassischen börsenotierten Staatsanleihen, kein Wertpapierdepot bei einer Bank, sondern legt direkt bei der Bundesfinanzierungsagentur der Republik (OeBFA) ein Konto an. Dies ist ausschließlich mit einer digitalen Identifizierung mittels ID Austria möglich. Zudem kündigte der Finanzminister weitere Nutzungsmöglichkeiten für den Nachfolger der früheren Handysignatur an, etwa durch Banken. Die Wiedereinführung des Bundesschatzes sei mit den Kreditinstituten abgesprochen, Brunner erwartet sich dadurch mehr Wettbewerb um das Ersparte der Bevölkerung. Österreichs Banken sind in Kritik geraten, da sie ab Mitte 2022 die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bei den Kreditzinsen sofort an Kunden weitergaben, die Einlagezinsen aber nur sehr pomadig erhöhten.

Ab 100 Euro

Der neue staatliche Mitbewerber bietet Interessierten Sparzinsen bis zu 3,5 Prozent ab einer Veranlagung ab 100 Euro in fünf verschiedenen Laufzeiten von einem Monat bis zehn Jahren. Als Verzinsung, die sich laut OeBFA-Chef Markus Stix an der jeweiligen Rendite der Staatsanleihen orientiert, bietet die Republik derzeit 3,5 Prozent pro Jahr für einen Monat Laufzeit. Bei sechs Monaten verringert sich das Angebot auf 3,25 Prozent, bei einem Jahr sind es nur noch drei Prozent, bei vier Jahren 2,75 und bei zehnjähriger Laufzeit nur mehr 2,5 Prozent.

Stix führt die mit zunehmender Laufzeit geringere Verzinsung auf eine sogenannte "inverse Zinskurve" zurück, bei der längere Laufzeiten wegen erwarteter Zinssenkungen durch die EZB tiefere Renditen aufweisen. Üblich ist, dass die Verzinsung mit zunehmender Laufzeit zunimmt. Der OeBFA-Chef weist darauf hin, dass sich die gebotenen Konditionen jederzeit ändern könnten. Kursschwankungen wie bei herkömmlichen Staatsanleihen gebe es keine, allerdings werde bei vorzeitiger Kündigung durch Investierende die Verzinsung verringert. Kosten für Kontoführung und Verwaltung fallen bei dem Bundesschatz keine an.

Grüner Bundesschatz

Den Bundesschatz gibt es übrigens auch im grünen Gewand: Das trifft jeweils auf die beiden Laufzeiten von sechs Monaten und vier Jahren zu, bei denen Brunner garantiert, dass die dadurch eingesammelten Mittel auch nur für grüne Projekte des Staates, die ökologische oder klimarelevante Verbesserungen bringen sollen, eingesetzt werden. "Wir bieten die Möglichkeit, an der grünen Transformation teilzunehmen", rührt der Finanzminister die Werbetrommel für die grünen Bundesschätze.

Wie bei der ersten Auflage des Bundeschatzes im Jahr 2002 hoffen er und Stix auf eine fünfstellige Anzahl von Kontoeröffnungen bei der Bundesfinanzierungsagentur. Die Nullzinsphase der EZB von 2016 bis 2022 macht dem Projekt jedoch einen Strich durch die Rechnung. Herkömmliche österreichische Staatsanleihen wiesen in dieser Zeit teilweise negative Renditen auf, aus rechtlichen Gründen konnten die Zinsen für Bundesschätze aber nicht unter null gesenkt werden, weshalb im Juni 2020 deren Ausgabe eingestellt wurde. Die letzten Tilgungen aus der ersten Auflage werden voraussichtlich im Jahr 2029 erfolgen. (Alexander Hahn, 22.4.2024)