Wählt man die Allradvariante, kann man sich dank einer Bodenfreiheit von 187 mm auch in rauere Gefilde wagen. Das Design ist markant und wuchtig, der Grill erinnert ein wenig an BMW.
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Nach dem Kennenlernen des neuen Adaptivfahrwerks DCC Plus im Superb und dessen Schwestermodells VW Passat war die Neugier geweckt, wie sich das in der Hochbauversion, im Kodiaq, machen werde, wo selbiges in der Topversion Sportline ebenfalls verfügbar ist. Dies vor dem Hintergrund, dass Škodas repräsentativster SUV immer schon ein ausgesprochen komfortables, langstreckenfreundliches Fortbewegungsmittel war.

Kurz zur Erinnerung: Die von einem japanischen Zulieferer stammenden Zweiventildämpfer – ein Ventil reagiert auf Zug, eines auf Druck – suchen die bestmögliche Balance der Reaktion auf Zug und Druck und bewirken bei Passat und Superb ein wunderbar harmonisches Eintauchen und Ausfedern. Grandioses Fahrwerk, kommt sogar an BMW heran. Und im Kodiaq? Die Gelegenheit zum Anfühlen ergab sich dieser Tage bei der internationalen Fahrpräsentation, und tatsächlich: auch hier ein ähnliches Bild. Speziell bei der Wankneigung in Kurven erreicht er ein ganz neues Niveau, wenn auch der höhere Aufbau spürbar ist.

Trotz des großen Berührungsbildschirms bleibt Škoda beim Bedienkonzept vernünftig.
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Eins zu eins übernimmt der Kodiaq die MQB-Evo-Vorlage (Modularer Querbaukasten) von Superb und Passat übrigens nicht, wie sich speziell beim Radstand zeigt: Bei den beiden misst er luxuriöse 2,84 Meter, beim SUV 2,79, wie bisher schon, ansonsten ist der Kodiaq aber in der Länge um 61 mm gewachsen und der Kofferraum um 80 Liter.

Allradantrieb bleibt erwartungsgemäß weiterhin im Angebot, und zwar für den stärksten Diesel (193 PS) sowie den 2025 kommenden Top-Benziner (204 PS), und dank fast 19 Zentimetern Bodenfreiheit ist das auch im Gelände ein durchaus fideler Bursche.

Beim Laderaumvolumen legte der Kodiaq noch einmal zu – hier die fünftürige Version mit Kofferraumboden in unterer Position.
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Das war ganz schön ein Wirbel 2016, als Škoda seinen ersten SUV lancierte, wenige Monate später mit dem Karoq ein kompakteres Gebinde hinzufügte. Und dazu ein kurzer Abstecher in Geschichte und Fauna: Auf der Insel Kodiak entstand 1783 Russlands erste permanente Niederlassung in Amerika, die Insel wie das gesamte Russisch-Amerika – Alaska – kauften 1867 die USA knapp nach dem Sezessionskrieg dem Zarenreich um einen Bettel ab. Namensgleich mit der Insel ist dieser Meister Petz: Der Kodiaq wurde bekanntlich nach dem Kodiak-Bären benannt, nebst dem Eisbären der größte von überhaupt.

Die Modeerscheinung der durchgehenden LED-Lichtleisten hinten ist auch beim Kodiaq angekommen.
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In seiner Höhle bot er, jetzt der Kodiaq, bisher bis zu sieben Insassen Platz und Schutz und Trutz, und damit sind wir zurück bei der Neuauflage und dem gewissenhaft forttradierten Konzept: Auch in zweiter Generation ist er als Fünf- und Siebensitzer erhältlich, in unseren Breiten entscheiden sich allerdings nur 13,5 Prozent für die 7er-Konstellation.

Im Antriebskapitel setzt Škoda neben dem 1,5-Liter-Mildhybrid-Benziner und den beiden Dieselmotoren erstmals auf Plug-in-Hybrid, klarerweise nur als 5-Sitzer und Fronttriebler. Preise und exakte Verbrauchswerte liegen noch nicht vor, es sind aber 114 km elektrische Reichweite avisiert dank 19,7-kWh-Akkus (netto), der mit 50 kW gleichstromgeladen werden kann: Ang'steckt is! Die Systemleistung liegt bei 204 PS (150 kW), der E-Motor leistet 116 PS (85 kW), der Otto 150 PS (110 kW). Die Batterie liegt unter der Rückbank, der 45-Liter-Tank unterm Kofferraum.

Ja, das ist dasselbe Paket wie in Superb und Passat, und ja, auch hier schrumpft der Kofferraum – von 910 bis 2105 auf 745 bis 1945 Liter. Zum Akku: Bären-Batterien aus Kärnten würden zum Kodiaq passen, aber leider nein, gibt's schon lange nicht mehr.

Trotz rund zwei Tonnen Leergewicht bewegt sich der Plug-in-Kodiaq ähnlich leichtfüßig wie die anderen Versionen, er kommt auf weichen Tatzen daher, es gibt beim Fahrkomfort keine Abstriche, bisweilen aber bei der Traktion.

Von den drei Drehreglernist jener in der Mitte frei konfigurierbar. Eine Wohltat in Zeiten überbordender Touchbedienungen.
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Innen wurde das Raum-Schiff Superb sogar noch geräumiger, die Anmutung dockt an Premium an, und der Hersteller rühmt nicht nur (Sicherheits-)Assistenzsysteme sonder Zahl, sondern auch die potenzielle Behaustheit des Kodiaqs in der digitalen Welt.

Äußere Entsprechung dazu ist ein 13-Zoll-Infotainment-Berührungsbildschirm, die Lüftungsdüsen darunter sind hinsichtlich des Luftstroms etwas suboptimal positioniert, wie meist bei dieser Anordnung. Aus dem Kapitel "kluge Ideen" ("simply clever") sei nur ein Displayreiniger herausgegriffen: in die Hand nehmen, über den Bildschirm wischen, fertig.

Löblich zu erwähnen auch: Die Jungbunzlauer bleiben Verfechter auch echter Schalter und Knöpfe, drei digitale, intuitiv bedienbare Drehregler sind der Glanzpunkt des Konzepts (der in der Mitte ist in sechs Funktionen frei konfigurierbar), ganz wie im Superb – und wie man es im Passat gerne sähe.

Der Plug-in-Hybrid lässt sich auch mit 50 kW an Gleichstrom-Schnelladepunkten aufladen. Der Kodiaq wird übrigens bald Millionär, bisher verkaufte er sich seit 2017 über 866.000-mal.
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In erster Generation verkaufte Škoda 866.100 Superbs, Hauptmärkte: Deutschland, Großbritannien, Tschechien. 14.100 gingen nach Österreich. Der Kodiaq wird also bald Millionär – und man muss auch schon fast einer sein, um sich das leisten zu können: Bei knapp 50.000 Euro geht es los. Na servas. Fairerweise sei ergänzt, dass das Preis-Leistungs-Gefüge halbwegs plausibel bleibt. Der Unternehmeranteil, berichtet Škoda-Österreich-Sprecher Gregor Waidacher, liegt bei 46 Prozent, das ist deutlich geringer als beim Superb.

Sonst noch was? Der Plug-in-Hybrid läuft im Sommer zu, im Herbst die Topausstattungslinie Sportline. Die "Sport"-Version RS und der stärkere Benziner (204 PS) folgen früh 2025. Und die Rustikalversion Scout entfällt – mangels Nachfrage. (Andreas Stockinger, 22.4.2024)