Festnetz-Fan Bibiza geht als Favorit zur Amadeus-Award-Verleihung 2024.
Festnetz-Fan Bibiza geht als Favorit bei der Amadeus-Award-Verleihung 2024.
Barracuda / Amine Sabeur

Am Freitag wird im Wiener Volkstheater wieder der Amadeus Austrian Music Award vergeben – das AAMA-Gütesiegel für österreichische Musik. Der Preis wird seit dem Jahr 2000 jährlich vergeben und macht sich hübsch im Wikipedia-Eintrag zwischen Hinweisen auf das Freischwimmerabzeichen und die bestandene Führerscheinprüfung eines Musikers. Besondere Strahlkraft oder gar so etwas wie ein kommerzieller Niederschlag in der Karriere der damit Ausgezeichneten sind nicht überliefert. Aber es ist okay, dass sich die vielfältige heimische Musikszene auf diese Weise einmal im Jahr selbst feiert und so einmal mehr in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit rückt.

Heuer werden die meisten Gewinner wieder erst im Rahmen der abendlichen Gala bekanntgegeben. Was man für selbstverständlich hält, war im Vorjahr anders. Da wurden die Namen der Gewinner in den jeweiligen Kategorien schon vorab, peu à peu, veröffentlicht. Das hat zu Kritik geführt. Verständlich, denn der Kitzel so einer Gala ist das Überraschungsmoment. Und dessen hat sich die Veranstaltung selbst beraubt.

Zeitversetzte Ausstrahlung

Der ORF überträgt die Amadeus Gala um 22.55 Uhr in ORF 1 leicht zeitversetzt, damit niemand weinen muss, wenn jemand etwas Unbotmäßiges sagt – und das im Fernsehen! Live-Auftritte im Rahmen der Gala kommen heuer unter anderem von Melissa Naschenweng, Chris Steger, Cari Cari, Bipolar Feminin, Avec, Jacob Elias, NNOA oder Anna-Sophie. Die Sender Ö3 und FM4 sind Partner bei den Amadeus Awards, sie präsentieren mit dem "Song des Jahres" und dem FM4 Award zwei der insgesamt 13 Kategorien.

Ebenfalls vergeben wird stets ein Amadeus für ein Lebenswerk, der Gewinner ist schon bekannt, es ist Hubert von Goisern. Der andere bereits bekannte Gewinner ist die Band Bipolar Feminin, die den FM4 Award entgegennehmen wird. Als großer Favorit geht heuer Bibiza ins Rennen. Er erhielt ursprünglich sechs Nominierungen, da war eine für den FM4 Award dabei, also bleiben ihm fünf.

BIBIZA

Bibiza ist der Nom de Guerre des Wieners Franz Bibiza. Er hat im Vorjahr das Album Wiener Schickeria veröffentlicht. Dieses feiert auf vergnüglich toxische Weise das Wiener Nachtleben mit all seinen Höhen und Tiefen ab und watet dabei genussvoll in einschlägigen Klischees. Auf seinem Album gibt es Songs wie Opernring Blues, Hautevolee und natürlich Schöne Dame, die eine Femme fatale sein kann. Im Merchandise-Angebot des Musikers gab es unter anderem eine Nasendusche, was die Schlagseite des Humors weiter illustriert.

Bibizas Darbietung dieser Themenmelange orientiert sich am Erbe des Falco ebenso wie an der EAV, dividiert durch ein bisserl Bilderbuch. Damit wurde der 1998 geborene Musiker im Vorjahr sehr plötzlich sehr populär, Konzerte bis nach Deutschland sind ausverkauft.

Wiener Klischees

Bei den Nachbarn kommen das Spiel mit den Wiener Klischees und Bonmots wie Schick mit Scheck sowie der legere Umgang mit der deutschen Sprache traditionell gut an. Und Bibiza ist ein sympathischer Übermittler dieser oft am höheren Unfug kratzenden Songs, die es aber schaffen, ein Lebensgefühl zu vermitteln, in dem ein Augenzwinkern nicht gleich als grenzüberschreitende Anmaßung empfunden wird, sondern jemandem den Moment versüßt.

Wobei er auf seinem Album zwischen den Titeln Ballern am Balkon und Alkoholiker ein Stück einschiebt, das Ode an Bibiza heißt. Darin wird eine Konzertbesucherin zu Bibiza befragt, und die lässt kein gutes Haar an ihm. Schon dafür kann man ihn mögen.

Die Musik ist so einfach wie wirkungsvoll, ein wenig Amtsweg-funky – Bibiza ist Red-Hot-Chili-Peppers-Fan –, und lebt davon, dass sie eher hingenudelt wirkt als zu Tode poliert. Er wäre ein würdiger würdeloser Gewinner auf mehreren Ebenen. Unter anderem ist er mit Wiener Schickeria für den Hauptpreis nominiert, für das Album des Jahres. Wer könnte ihm den streitig machen? Die Konkurrenz besteht aus Raf Camora, Josh, My Ugly Clementine und Folkshilfe. (Karl Fluch, 26.4.2024)