Mensch mit Handy in Hand
Die Meldestelle Stopline versucht bei der schnellen Löschung illegaler Inhalte im Netz zu helfen, wenn es um Darstellungen von Kindesmissbrauch oder NS-Wiederbetätigung geht.
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Die Zahl der Meldungen wegen sexueller Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistischer Wiederbetätigung im Internet lag 2023 gleich hoch wie im Vorjahr. Das zeigt der Jahresbericht von Stopline, der entsprechenden Meldestelle, die sich dem Ziel einer schnellen und unbürokratischen Entfernung solcher illegalen Inhalte aus dem Netz verschrieben hat.

Konkret wurden 33.349 Fälle an Stopline herangetragen, 2022 waren es 33.257. Rund 99 Prozent der Meldungen betrafen Darstellungen von Kindesmissbrauch, NS-Wiederbetätigung spielt in den Gesamtzahlen der Meldestelle also keine relevante Rolle. Wobei nur ein Teil der eingehenden Meldungen durch die Expertinnen von Stopline als tatsächlich illegal eingestuft wird. Diese prüfen zunächst, ob der Inhalt rechtlich relevant ist und wo er ins Internet gestellt wurde. Dann werden der jeweilige Internet-Service-Provider sowie die Polizei informiert, und, wenn Seiten aus Österreich betroffen sind, wird üblicherweise innerhalb eines Werktags eine Löschung durchgeführt.

Heimische Provider kooperieren

Bei den Einstufungen zeigt sich nun ein bemerkenswerter Sprung in den Zahlen: 2023 wurden rund 11.000 Inhalte von Stopline als tatsächlich illegal klassifiziert, das ist gegenüber dem Vorjahr eine Verdoppelung. Besonders der Monat Mai war sehr auffällig. Hier gingen binnen weniger Tage gleich 12.655 Meldungen ein, von denen sich über 6500 als tatsächliche illegale Abbildungen erwiesen. Da die Meldungen vollkommen anonym sind, kann Stopline-Projektleiterin Barbara Schloßbauer aber keine Erklärung dafür geben, wie es zu dieser Häufung kam. "Das wüsste ich selbst gerne, aber wir sind keine Strafverfolgungsbehörde", sagte Schloßbauer bei der Präsentation am Dienstag. Sie gehe aber davon aus, dass einige wenige Personen sehr viele Abbildungen in kurzem Zeitraum meldeten.

Allerdings wurde keines der illegalen Bilder 2023 von einem österreichischen Provider gehostet. Stefan Ebenberger, der Generalsekretär der Internet Service Providers Austria (ISPA), sieht das als ein Zeichen des Erfolgs: "Es macht sich bezahlt, dass die heimischen Internetanbieter ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen." Die Kooperation zwischen Meldestelle, Providern und Behörden im Kampf gegen illegale Inhalte im Internet sei wirkungsvoll.

Als Nährboden für illegale Inhalte erweisen sich hingegen die Niederlande und Luxemburg. Laut Schloßbauer gibt es dort einige Provider, die sich gegen das schnelle Löschen des Materials querlegen. Internationale Fälle werden von Stopline an das Netzwerk Inhope weitergereicht, dem rund 50 Partnerorganisationen aus anderen Ländern angehören.

Problem "Sextortion"

Immer mehr zum Problem unter Jugendlichen wird unterdessen das Phänomen "Sextortion", also die Erpressung mit Nacktbildern. Dabei werden Jugendliche – etwa in Videochats – von den Täterinnen oder Tätern dazu überredet, intime Bilder von sich zu verschicken. Später werden sie dann zu Geldzahlungen aufgefordert, um eine Veröffentlichung der Bilder abzuwenden. Die Telefonseelsorge Rat auf Draht hat zuletzt auf eine alarmierende Steigerung derartiger Fälle hingewiesen, binnen eines Jahres hätten die Anfragen um ein Drittel zugenommen. (red, APA, 23.4.2024)