Dieter Hallervorden teilte in einem fragwürdigen Video seine Gedanken zu Gaza mit.
APA/dpa/Hannes P Albert

Empörung in Deutschland über Humorsenior Dieter Hallervorden. Der 88-Jährige äußert sich wieder einmal zu politischen Themen – nun aber zum Krieg in Gaza. Per Facebook-Video wünscht er einleitend, die Waffen mögen schweigen. "Natürlich verurteile auch ich den Terror der Hamas", beginnt Hallervorden seine salbungsvoll vorgetragenen Ausführungen.

Im Video trägt er dann zu musikalisch sehr kitschiger Untermalung sein Gedicht Gaza Gaza vor und benutzt dabei als Hintergrund auch Propagandavideos der Hamas und Material des katarischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Man sieht einstürzende Häuser, Explosionen, flüchtende Menschen und Reihen von Leichensäcken. Von Sätzen wie "Grausamkeiten haben zumeist Vorgeschichten, und kein Mensch wird als Terrorist geboren" geht es mit Bildern aus dem Bundestag zur Kritik an deutscher Politik insgesamt.

Zusammen mit Ex-Politiker verfasst

"Sie geloben Apartheid die Treue. Von Ampel bis AfD / Sie liefern Granaten aufs Neue." Ebenfalls werden Fernsehbilder aus Talkshows von Caren Miosga und Markus Lanz gezeigt, um die Herzlosigkeit von Diskutanten zu geißeln. Das Gedicht, das Hallervorden mit dem Ex-Politiker Diether Dehm geschrieben hat, der bei der SPD war, aber auch bei der PDS und bei den Linken, endet mit: "Und das soll kein Völkermord sein?" Von den Taten der terroristischen Hamas, ihrem Massaker ist da keine Rede.

ARD fragte bei ihm nach, worauf Hallervorden meinte: "Wenn ich Kritik übe, dann immer ganz oder gar nicht." Er habe "von meinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht, wohl wissend, dass ich damit nicht die Meinung aller äußere", sagte der 88-Jährige in der RBB24-Abendschau am Mittwoch. "Ich glaube, dass die Situation im Gazastreifen nicht mit dem Völkerrecht vereinbar ist, dass die Situation nichts zu tun hat mit Menschlichkeit."

"Wirr und fragwürdig"

Es gab Reaktionen: "Wer ein Beispiel für Schuldabwehr-Antisemitismus im Zusammenhang mit Täter-Opfer-Umkehr im Nahostkonflikt sucht, Hallervordens Machwerk ist ein Bilderbuchbeispiel", hat Volker Beck, der grüne Politiker und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, zur Bild-Zeitung gesagt. Und der Zentralrat der Juden in Deutschland? "Der Vortrag des sogenannten Gedichts, der Text sowie die weiteren Einlassungen von Herrn Hallervorden sind so wirr und fragwürdig, dass wir von einer weitergehenden thematischen Stellungnahme absehen." (red, 25.4.2024)