Das südamerikanische Kollektiv MAHKU gestaltete den Zentralpavillon der Venedig-Biennale. Kleinere Arbeiten sind jetzt im Weltmuseum Wien zu sehen.
Das südamerikanische Kollektiv MAHKU gestaltete den Zentralpavillon der Venedig-Biennale. Kleinere Arbeiten sind jetzt im Weltmuseum Wien zu sehen.
KHM Museumsverband

Mythologische Themen in knalligen Farben, mäandernd und gepunktet, so präsentiert das südamerikanische Künstlerkollektiv MAHKU der indigenen Huni-Kuin-Volksgruppe seine Motive. Gerade haben die Mitglieder von MAHKU mit einem großflächigen Wandgemälde die Fassade des Zentralpavillons der Venedig-Biennale gestaltet, einige ihrer kleinformatigen Arbeiten sind aktuell im Wiener Weltmuseum zu sehen. Die Ausstellung (Un)Known Artists of the Amazon stellt Objekte aus der historischen Südamerika-Sammlung des Museums, deren Erzeuger im Dunkel der Geschichte liegen, heutigen Kunstwerken aus der Region gegenüber, deren Urheber man sehr wohl namentlich kennt. Zusammengearbeitet hat das Weltmuseum dafür mit dem brasilianischen Museu de Arte Indigena, das die zeitgenössischen Objekte einbrachte.

Gezeigt wird neben der Malerei des MAHKU vor allem Kunsthandwerk: Maskenkostüme, die bei den rund 200 verschiedenen indigenen Volksgruppen des Amazonasgebiets bei Festen und religiösen Ritualen eingesetzt werden, Keramik, Feder- und Glasperlenschmuck. Erinnert wird – wie auch auf der diesjährigen Biennale – daran, dass Kulturtransfer schon seit dem 19. Jahrhundert in beide Richtungen stattfand: Westliche Ethnologen exportierten Techniken der Kunsterzeugung in den Süden, während die dortige Bildsprache die Kunst des Nordens beeinflusste.

Delfinzahn und Rochenhaut

Eine zweite frisch eröffnete Ausstellung gleich nebenan widmet sich den vielen unterschiedlichen Materialien, aus denen die Objekte des Weltmuseums bestehen. Deren Beschaffenheit lässt sich oft erst unter dem Mikroskop feststellen. Nicht alles ist so einfach bestimmbar wie Holz, Glas und Edelstein, auch Delfinzähne, Rochenhaut oder Bitumen wollen korrekt kategorisiert sein. Letzteres, ein aus Erdöl gewonnenes Produkt, findet sich denn auch auf einer in der Ausstellung hängenden Liste an bedenklichen Materialien.

Elfenbein ist neben Walknochen und Kautschuk ein Klassiker unter den Materialien, für die der Westen Raubbau an Mensch und Umwelt betrieb: Allein aus der Kolonie Belgisch-Kongo wurden zwischen 1889 und 1909 über sieben Millionen Kilogramm der Elefanten-Stoßzähne ausgeführt und auf Märkte in London und Liverpool geworfen. Das Material wurde für Massenprodukte wie Essbesteck und Möbel verwendet. Durch Kunststoffe sollte das begehrte Elfenbein später ersetzt werden – mit jenen 400 Millionen Tonnen an belastendem Plastik, die heutzutage jährlich erzeugt werden, ist dieser Tausch allerdings teuer erkauft.

Leider hapert es in der Ausstellung gravierend mit der Beschriftung. Infos über die Materialien und die Zuordnung zu den Objekten, die wild zusammengewürfelt in den Vitrinen liegen, muss man sich mühsam aus einem Beipackzettel selbst heraussuchen. Schade darum, denn die Idee ist gut. (Stefan Weiss, 26.4.2024)