Rangnick Engelchen Teufelchen
Engelchen und Teufelchen dienen Ralf Rangnick als Entscheidungshilfe.
Grafik: Der Standard

Bayern München drückt aufs Tempo, für Österreichs Fußballteamchef Ralf Rangnick liegt ein fast unmoralisches Angebot vor. Der 65-Jährige weilt in Deutschland. Er steckt im Dilemma, kämpft mit sich. Engelchen Ralf rät ihm zum Verbleib bis zur WM 2026, Teufelchen Ralf zum Wechsel nach der EM-Endrunde. Der Fußballbund ist Passagier, vermutlich wird er sich mit einer hohen Ablösesumme trösten müssen.

Engelchen: "Hör auf dein Herz! Du fühlst dich als Teamchef pudelwohl, dir taugt die Arbeit. Warum solltest du das alles aufgeben? Zudem ist die Geschichte mit dem österreichischen Nationalteam noch nicht fertig erzählt."

Teufelchen: "Die Bayern rollen dir den roten Teppich aus, lassen die Lederhosen runter, sie erfüllen dir jeden Wunsch. Sie wollen dich. Du wirst mit Macht ausgestattet, kannst deinen Betreuerstab aussuchen."

Engelchen: "Du wirst in Österreich geschätzt, geliebt, stehst kurz von der Heiligsprechung oder zumindest der Ehrenbürgerschaft. Keiner redet dir dazwischen, in der Ruhe liegt die Kraft."

Teufelchen: "So eine Chance kommt nie wieder. Bayern ist eine Topadresse. Stress und Druck sind für einen Routinier, wie du einer bist, bewältigbar. Aufs lustige Oktoberfest darfst du auch offiziell gehen."

Ralf Rangnick ÖFB Teamchef Bayern München Nationalteam
Rangnick muss sich zwischen einem Verbleib beim ÖFB-Team und einem Wechsel zum FC Bayern entscheiden.
APA/GEORG HOCHMUTH

Engelchen: "Willst du dir die Bayern mit fast 66 Jahren wirklich antun? Gibt es nichts Schöneres? Hast du das nötig? Nicht wenige Bayern-Fans sind gegen dich. Als Teamchef kannst du öfter Golf spielen."

Teufelchen: "Du hast deine Aufgabe beim ÖFB erfüllt. Du wolltest als Deutscher mit Österreich zur EM, das ist dir mit Bravour gelungen. Europameister wirst du nicht. Und Weltmeister schon gar nicht."

Engelchen: "Die Bayern versprechen dir zwar das Blaue vom Himmel, aber sie bleiben trotzdem ein legendärer Intrigantenstadl, der FC Hollywood. Zudem warst Du ursprünglich nur die dritte oder vierte Wahl."

Teufelchen: "Obwohl du reich bist, gilt: Geld stinkt nicht. Bei den Bayern verdienst du circa das Achtfache. Schlechtes Gewissen ist fehl am Platz, der ÖFB kassiert eine Ablöse – bis zu 15 Millionen sind drin."

Engelchen: „Die Mannschaft ist dir ans Herz gewachsen, diese Liebe wird erwidert, die Aussichten sind rosig. Du bist Steuermann, kein Passagier. Warum eigentlich nicht Europameister mit Österreich?"

Teufelchen: "Deine Erfolge sind zwar unbestritten, aber allzu viele Pokale hast du nicht gewonnen. Mit den Bayern ist eine Aufstockung wahrscheinlich, fast logisch. Denn am Ende zählen Titel." (Christian Hackl, 26.4.2024)