Straße mit Bauarbeitern
Arbeitskräftemangel und steigende Arbeitslosigkeit gleichzeitig: Qualifizierung ist jetzt das Thema.
IMAGO

Wer sagt "Oh je, jetzt habe ich schon wieder etwas gelernt!"? Eben. Die meisten Menschen freuen sich, haben ein gutes Gefühl, sind ein Stück selbstbewusster und motivierter, wenn sie mehr können, ein neues System bedienen können, Know-how vermehrt haben. Unternehmen wissen das. Aber es ist paradox: Einerseits fehlen qualifizierte Fachkräfte. Andererseits steigt die Arbeitslosigkeit auf fast sieben Prozent.

Zyklisch wie immer waren es vor allem Ausländer und Geringqualifizierte, die als Erste gefeuert wurden. Im Handel, auf dem Bau, in der Produktion. Fast 45 Prozent der Betroffenen haben laut Arbeitsmarktservice als höchsten Abschluss die Pflichtschule. Das sind halt die Wirtschaftszyklen, die haben halt zu wenig Qualifikation? Ja, stimmt. Und warum wird sie ihnen von Unternehmen nicht angeboten? Angeblich steht doch die gesamte Wirtschaft vor riesigen Re- und Upskilling-Anforderungen.

Aber das ist alles zu teuer, zu umständlich – und überhaupt, welche Qualifikationen sollen wir schulen, das alles ist ja nicht machbar! Dieses Argument gilt nicht. Aktuell ist das AMS wieder bundesweit unterwegs und offeriert mit der "Impulsberatung" ein zu 100 Prozent gefördertes Beratungsprogramm, das sämtliche strategischen Herausforderungen durchleuchtet, daraus Vorschläge und Qualifizierungsmaßnahmen ableitet. Wie jüngst etwa bei einem Baumarkt, der nur Personal für die Kassen fand, aber nicht für die Fachberatung. Lösung: Kassenpersonal einstellen und zu Fachberaterinnen und Fachberatern qualifizieren.

Fördergeld auch nehmen

Dafür gibt es dann auch eine Menge Fördergeld – für die Kurskosten, für die Personalkosten, bis zu 10.000 Euro pro Person. Menschen mit Leiharbeitsverträgen und Niedrigqualifizierte den Brauchbarkeitszyklen zu überlassen, statt im eigenen Interesse in die Fördertöpfe zu greifen, damit auch Mitarbeitende mit Qualifizierungsangeboten zu binden und zu motivieren – das ist fahrlässig. Mehrlernen, Umlernen – das wird nicht für alle klappen können, aber für einige, vielleicht sogar für viele, die sonst in die Arbeitslosigkeit verfrachtet werden. Da geht es nicht nur um eine Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit der Firma, da geht es auch um die soziale Verantwortung von Unternehmen. (Karin Bauer, 23.5.2024)