Lady Gaga, Gucci
Popstar Lady Gaga im von Tom Erebout gestylten, violetten Gucci-Kleid zur Premiere von "House of Gucci" in London.
REUTERS

Ein violettes Gucci-Kleid zur Filmpremiere? Ein spektakuläres Valentino-Outfit zur Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden? Wenn Popstar Lady Gaga öffentliche Termine wahrnimmt, ist der bevorzugt schwarz gekleidete Flame Tom Eerebout ihre rechte Hand. Der 35-Jährige zieht die US-Amerikanerin für besondere Anlässe an. ­Andere prominente Kundinnen und Kunden jenes Mannes, der auch Jurymitglied bei Belgium's Next Top Model war: Kylie Minogue, Rita Ora, Austin Butler. Wenn er nicht von seinem Lebensmittelpunkt Antwerpen nach Los Angeles fliegt, reist der Belgier durch die Weltgeschichte. Wir haben ihn in Triest getroffen – Eerebout war Jurymitglied des Nachwuchsdesigner-Wettbewerbs International Talent Support (ITS).

STANDARD: Manche Stylisten sind heute Stars. Mit Ihren spektakulären Outfits für Lady Gaga gehörten Sie in den Zehnerjahren zu den Pionieren dieser Entwicklung ...

Eerebout: Als ich 2009 begonnen habe, lag der Schwerpunkt der Arbeit eines Stylisten noch auf Fotostrecken für Magazine. Das hat sich völlig verändert. Nun geht es darum, Prominente mit großer Reichweite auf Social Media für alle möglichen Events anzuziehen. Das Styling spielt für deren Image eine wichtige ­Rolle, wir sind die Verbindung zu den Marken.

STANDARD: Welche Rolle spielen Social Media für Ihre Arbeit?

Eerebout: Was soll ich sagen? Mein Instagram-Profil ist wichtig für meine Arbeit, aber oft freut es mich nicht, dort aktiv zu sein – ich gehöre noch zur Generation Myspace.

STANDARD: Wie hat der Druck der Modekonzerne Ihren Job verändert?

Eerebout: Ich lasse mich nicht stressen. Noch mehr hat Social Media die Branche verändert. Dank der sozialen Netzwerke ist die Celebrity-Kultur eine mächtige Industrie geworden.

STANDARD: Wollten Sie schon immer Prominente ­anziehen?

Eerebout: Ich wusste gar nicht, dass es den Job des Stylisten gibt! Als Kind habe ich davon geträumt, im Mickey-Mouse-Kostüm in Disneyland zu arbeiten. Dass das ein ziemlich harter Job ist, war mir damals nicht klar. Später wollte ich Filmregisseur werden.

STANDARD: Wie sind Sie dann beim Styling gelandet?

Eerebout: Purer Zufall, würde ich heute sagen. Ich habe am Saint Martins College in London studiert und hatte vor, ein großer Designer zu werden. Als Styling-Assistent bin ich in die Branche hineingerutscht. Erfahrungen und Kontakte zu sammeln ist in dem Job besonders wichtig,

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Der belgische Stylist Tom Eerebout lebt in Antwerpen. Er stattet Stars wie Austin Butler oder Musikerinnen wie Rita Ora und Kylie Minogue aus.
imago/MediaPunch

STANDARD: Sie haben US-Stars wie Lady Gaga und ­Austin Butler angezogen. Warum werden Sie von Hollywood engagiert?

Eerebout: Das müsste man meine Klientinnen fragen. Mir ist es wichtig, in Europa zu leben. Mich inspiriert das Düstere, das ich in Antwerpen finde, genauso wie historische Referenzen. Das unterscheidet mich von anderen Celebrity-Stylisten, zumindest bin für meine gothicartige Ästhetik bekannt. Ich mag gute Schnitte, aber es muss in einem Outfit immer ein Störmoment geben.

STANDARD: Wie beeinflusst Ihr persönlicher Stil Ihre Arbeit?

Eerebout: Sicher auch. Allerdings finde ich wichtiger, dass meine Kundinnen und Kunden sie selbst bleiben. Warum sie dann überhaupt einen Stylisten brauchen? Ich antworte auf diese Fragen gerne: Stellen Sie mal acht Looks für einen Tag auf. In meinem Job geht es viel um logistische Fragen. Aber in erster Linie darum, gemeinsam einen persönlichen, individuellen Stil zu entwickeln. Den Style von Lady Gaga kopieren zu wollen bringt nichts.

STANDARD: Wie beginnt die Zusammenarbeit mit einem Promi?

Eerebout: Mir ist es wichtig, erst einmal den Menschen hinter dem Namen kennenzulernen. Ich frage, was er erwartet, ob es zuvor schon eine Zusammenarbeit mit anderen Stylisten gab. Ich lasse mir Fotos von Looks aus der Vergangenheit zeigen, um herauszufinden, was der Person gefällt. Wenn es allerdings nicht Klick macht, ergibt eine Zusammenarbeit keinen Sinn. Die persönliche Ebene ist extrem wichtig.

STANDARD: Das erste Outfit, das Sie nachhaltig beeindruckt hat?

Eerebout: Diese Frage muss ich klischeehaft beantworten: Ich erinnere mich vor allem an ein Moschino-Kleid aus dem Kasten meiner ­Mutter. Aber noch viel mehr haben mich die Looks von Fran Drescher in der Serie Die Nanny, die ich mir jeden Tag angesehen habe, be­eindruckt. Sie trug oft Mode von ­Versace, was ich als Kind natürlich nicht wusste. Das Kostümdesign der Serie hat mich unterbewusst be­einflusst – auch wenn es nicht ­meinem heutigen Geschmack entspricht. (Anne Feldkamp, 27.5.2024)