Wien – Am Freitag begeht das ORF-Frühstücksfernsehen Guten Morgen Österreich seine 2000. Ausgabe. Rund 10.000 Gäste wurden im Rahmen der zweieinhalbstündigen werktäglichen Sendung bisher empfangen. Seit Beginn dabei ist Moderatorin Eva Pölzl. Seit dem Vorjahr ist Patrick Budgen als zweiter Hauptmoderator an Bord. Im APA-Interview sprechen die beiden über Morgengrant, Pölzls unfreiwillige Comedy-Auftritte bei Willkommen Österreich und auslassende Wiener.

Das "Guten Morgen Österreich"-Moderationsteam Eva Pölzl und Patrick Budgen.
Foto: APA, Manhart

Die große Frage ganz zu Beginn: Worauf kommt es bei gutem Frühstücksfernsehen an?

Eva Pölzl: Es geht darum, den Zuseherinnen und Zusehern das Wesentliche für den Tag mitzugeben. Was ist heute Thema, und worüber kann ich mit den Kolleginnen und Kollegen im Büro reden? Wie wird das Wetter? Was ziehe ich an?

Patrick Budgen: Die Leute müssen ein Gefühl dafür vermittelt bekommen, ob die Welt noch steht. Was müssen sie wissen, um gut in den Tag zu starten?

"Ein bisschen müder als früher bin ich schon. Das macht vielleicht das Alter."

Am Freitag wird die 2000. Sendung ausgestrahlt. Ist dazu etwas Spezielles geplant, oder macht man Dienst nach Vorschrift?

Pölzl: Wir adaptieren natürlich das Programm, blicken zurück auf alte Zeiten, und eventuell hat auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Zeit. Für die Moderation wechseln Patrick und ich uns halbstündlich ab. Die letzte halbe Stunde moderieren wir gemeinsam.

Frau Pölzl, Sie haben schon über tausend Guten Morgen Österreich-Sendungen moderiert ...

Pölzl: Es müssten sogar rund 1100 Sendungen sein.

Ermüdungserscheinungen treten da noch nicht auf?

Pölzl: Ich habe null Ermüdungserscheinungen. Ich habe das Glück, mit einem wunderbaren Team in meinem Lieblingsjob zu sein. Ein bisschen müder als früher bin ich aber schon. Das macht vielleicht das Alter. Aber wenn ich um 5 Uhr in der Früh in die Arbeit komme, sind alle gut drauf.

Dürfte man im Frühstücksfernsehen auch mal grantig sein?

Budgen: Ich glaube, da wären wir falsch im Job.

Pölzl: Es gibt aber Radiokollegen, die pflegen den Morgengrant. (lacht) Es ist also eine Frage des Konzepts. Wir sind jedenfalls beide fröhliche Typen.

Beklagen sich eigentlich Gäste häufig darüber, dass sie so früh zu Ihnen ins Studio kommen müssen?

Budgen: Viele nicht. Ein paar, würde ich sagen.

Pölzl: Es ist mittlerweile ein gelerntes Format. Die Leute wissen jetzt schon: Guten Morgen Österreich heißt um 6 Uhr da sein. Es gibt aber Menschen, die sagen: "Das kann ich nicht, das ist keine Zeit für mich." Das muss man akzeptieren.

Haben Sie einen Gast, bei dem Sie sich ärgern, dass er nie kommt?

Pölzl: Ärgern nicht, aber ein bisschen wehmütig bin ich manchmal schon. Conchita Wurst war zum Beispiel noch nie da.

Budgen: Ärgern ist das falsche Wort, aber ich würde mich schon freuen, wenn Armin Wolf in die Sendung käme. Ich habe ihn schon ein paar Mal eingeladen.

Herr Budgen, Sie sind Anfang des Vorjahres von "Wien heute" fix zu "Guten Morgen Österreich" als Hauptmoderator gewechselt. Was reizt Sie daran mehr?

Budgen: Die Themenvielfalt. Wir berichten über den Krieg im Nahen Osten genauso wie über Tipps für die richtige Terrassenpflege. Wir berichten über Korruption genauso wie über die neuesten Modetipps von Martina Reuter. Diese Spielfreude, die ich in mir habe, kann ich bei Guten Morgen Österreich viel mehr zeigen. Ich liebe Wien heute aber noch immer und bin dort noch mit meinem Interviewformat "Bei Budgen" vertreten.

Frau Pölzl, Sie sind auch für sehr heitere Momente bekannt, die in "Willkommen Österreich" aufgegriffen werden. Freuen Sie sich darüber, oder nervt Sie das?

Pölzl: Ich finde das total nett. Am Anfang habe ich mich aber daran gewöhnen müssen, weil viele mich darauf ansprechen und das manche auch arg finden. Ich lache über mich selber genauso gut, wie es auch andere gerne tun dürfen. Satire adelt einen.

"Wir sind nachrichtenlastiger, schneller und aktueller geworden."

Als Sie mit "Guten Morgen Österreich" noch durchs Land getourt sind, waren viele Leute vor dem Container, es hatte Event-Charakter. Fehlt das jetzt?

Pölzl: Wir haben schöne Erinnerungen daran, manchmal sind wir auch ein bisschen wehmütig. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir unsere Seherinnen und Seher kennenlernen durften. Aber es war auch ein unglaublicher Aufwand, den wir dafür betrieben haben – auch privat. Für eine Sommertour wäre ich aber wohl wieder zu haben.

Budgen: Ich glaube, die Sendung hat sich zu damals weiterentwickelt. Wir sind nachrichtenlastiger, schneller und aktueller geworden. Ich bin nicht sicher, ob das heutige Konzept da draußen so gut aufgehen würde. Es hatte eine gute Zeit, und ich habe es genossen, die Leute kennenzulernen. Nur die Wiener haben hin und wieder ein bisschen ausgelassen.

Pölzl: Da war es aber auch keine Sensation, dass der ORF da war.

Budgen: In Vorarlberg auf einem kleinen Dorfplatz war natürlich Remmidemmi. Ein Volksfest.

"Ich bin mir ganz sicher, dass der Morgen eine Zeitzone ist, die genauso wichtig ist wie der Haupt- oder Vorabend."

Wird es immer einen Markt für Frühstücksfernsehen geben, oder handelt es sich um ein Auslaufmodell?

Budgen: Solange es einen Markt für lineares Fernsehen gibt, gibt es auch einen Markt für Frühstücksfernsehen. Ich habe zwölf Jahre lang Wien heute moderiert, bevor ich fix Guten Morgen Österreich-Moderator geworden bin. Die Anzahl an Menschen, die mich auf der Straße seitdem ansprechen, ist massiv gestiegen. Es gibt also viele Leute, die uns zuschauen, und das wird so auch noch eine Weile weitergehen.

Pölzl: Ich beantworte das mit einem klaren Ja. Es geht in der Früh stark um Rituale und Gewohnheiten. Dementsprechend glaube ich, dass wir einen fixen Platz in der Fernsehlandschaft haben. Ich bin mir auch ganz sicher, dass der Morgen eine Zeitzone ist, die genauso wichtig ist wie der Haupt- oder Vorabend.

Sie können also bis zur Pension "Guten Morgen Österreich" moderieren?

Budgen: Schauen wir mal. (lacht)

Pölzl: Das Schicksal von Moderatorinnen und Moderatoren ist ja, dass es nicht in unserer Macht liegt. Die Entscheidung treffen andere. Es hat aber noch niemand mit mir darüber gesprochen, dass das Ende nahen könnte. Der Flurfunk sagt dazu auch nichts. (lacht)

Budgen: Doch, dass du Unterhaltungschefin wirst! (lacht)

Pölzl: Echt? Gibt es einen neuen Anlauf? Gerüchte gibt es immer. (APA, 23.5.2024)