In Mürzzuschlag zu Gast: Ann Cotten.
imago/Stephan Görlich

Wenn man Gemeinsamkeiten von Jazz und Lyrik finden will, findet man einige. Die am wenigsten schmeichelhafte und ungerechteste ist dabei wohl: Sie beide sind eher ein Nischenprogramm. Das große Geld wird in der Musik und in der Literatur anderswo verdient. Umso sinnfälliger ist es neben den ästhetischen Überlegungen also auch, sich zusammenzutun und so die Aufmerksamkeit füreinander zu steigern. Dieses Wochenende geschieht das beim zweitägigen Symposium "Jazz & Poetry" bei freiem Eintritt im Kunsthaus Muerz in Mürzzuschlag in der Steiermark.

Gemeinsames ist dabei explizit das Thema. Man beruft sich dabei auf Erscheinungen bis zurück zu Dada, vor allem aber auf die US-Beatniks am Ende der 1940er, die sich zu ihrer Literatur von Jazz beeinflussen ließen. Die in die USA emigrierte Wienerin Ruth Weiss (1928–2020) ist eine der frühesten dieser Poetinnen, von ihr ausgehend untersucht das Symposium "paradigmatische künstlerische Allianzen von Sprachkunst und Jazz" unter spezieller Beachtung der österreichischen Literatur seit den 1960ern.

Vorträge und Performances

Neben den Vorträgen ("Jammen auf hohem Niveau. Über Formen der Improvisation zwischen Poesie und Jazz" von Helmut Neundlinger, "Live Poetry: Gedanken zum Lesen von Lyrik als performativer Akt" von Julia Lajta-Novak) und Gesprächsrunden warten am Freitag und Samstag (Start ist jeweils um 14 Uhr) auch Performances.

Für die tut sich jeweils ein Autor oder eine Autorin mit einem Musiker oder einer Musikerin bzw. einer Musikformation zusammen. Etwa Natascha Gangl mit der Band 3knaben schwarz, Ann Cotten mit dem Gitarristen Takashi Doi oder STANDARD-Redakteur und Autor Ronald Pohl mit Trompeter Franz Koglmann. Ein Hang zur jeweils anderen Profession ist dabei Voraussetzung, Ziel sind "sprachmusikalische Ereignisse von hochgradiger Spontaneität und akustischer Komplexität". (wurm, 23.5.2024)