Carlo Acutis ist der erste Millennial, der von der katholischen Kirche heiliggesprochen wird – sozusagen eine "Heiligsprechung 2.0". Der 2006 im Alter von nur 15 Jahren an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung verstorbene Italiener war, wie seine Mutter Antonia dem Corriere della Sera erzählt, ein "ragazzino wie alle anderen auch": Er liebte seine Katzen und seinen Hund, schaute Actionfilme, spielte mit seinen Freunden Fußball – und er saß, wie viele seiner Altersgenossen, stundenlang an der Playstation und am Computer.

Carlo Acutis, 2006 im Alter von nur 15 Jahren verstorben, soll heiliggesprochen werden.
Carlo Acutis, 2006 im Alter von nur 15 Jahren verstorben, soll heiliggesprochen werden.
IMAGO/ABACAPRESS

Darin war der Mailänder Gymnasiast besonders gut: Acutis programmierte schon im Kindesalter komplizierte Algorithmen, erstellte Multimediawebsites und fertigte Layouts für Internetzeitungen an. Noch heimischer als in der virtuellen fühlte sich Carlo aber in der spirituellen Welt. Schon als Siebenjähriger ging er täglich in die Kirche. Darin unterschied sich Acutis dann doch erheblich von den anderen Buben und Mädchen.

Als Gymnasiast begann er dann, sich um Obdachlose, Flüchtlinge und andere Bedürftige zu kümmern. Auf Facebook schrieb er über die Schönheit des Glaubens – was ihm die Bezeichnung "Gottes Influencer" eintrug. Acutis wurde auf eigenen Wunsch in Assisi, der Wirkungsstätte des Hl. Franziskus, begraben. Zu seinem Begräbnis kamen hunderte Menschen.

Er hinterließ beträchtliches spirituelles Erbe. Unter anderem hatte er eine – mittlerweile in rund zwei Dutzend Sprachen übersetzte – virtuelle Ausstellung über rund 140 Ereignisse zusammengestellt, die nach kirchlicher Auffassung als eucharistische Wunder zu bezeichnen sind.

Patron des Internets?

Zwei Wunder werden nun aus Sicht der Kirche Acutis selbst zugeschrieben: Das erste bestand in der unerklärlichen Heilung einer jungen Frau aus Costa Rica, die in einen schweren Unfall verwickelt war und im Koma lag. Das war für die Seligsprechung 2020 erforderlich. Das zweite für die Heiligsprechung nötige Wunder, das Papst Franziskus am Donnerstag anerkannte, betrifft die medizinisch nicht erklärbare Heilung eines brasilianischen Buben von Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Termin für die Heiligsprechung gibt es noch keinen, aber im Vatikan geht man davon aus, dass "Gottes Influencer" schon bald zum offiziellen katholischen Schutzpatron des Internets ernannt werden könnte. Zwar gibt es mit dem Heiligen Isidor von Sevilla (560–636 n. Chr.) schon einen – doch in Sachen digitaler Kompetenz wäre San Carlo diesem wohl haushoch überlegen. (Dominik Straub, 24.5.2024)