Walter Kappacher
1967 veröffentlichte Kappacher seine ersten Kurzgeschichten in der Stuttgarter Zeitung.
imago/Manfred Siebinger

Salzburg/Wien – Der Salzburger Autor Walter Kappacher ist am Freitag im Alter von 85 Jahren verstorben. Der Müry-Salzmann-Verlag bestätigte gegenüber der APA einen entsprechenden Bericht der Salzburger Nachrichten (Onlineausgabe). Kappacher, der ab dem Alter von 40 Jahren als freier Autor arbeitete, wurde 2009 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

"Brutale Zurückhaltung", nannte Martin Walser - ein früher, entscheidender Förderer Kappachers - diesen Wesenszug seines Kollegen, der gleichwohl mit höchsten Auszeichnungen geehrt wurde: mit dem Hermann-Lenz Preis (2004), dem großen Kunstpreis für Literatur des Landes Salzburg (2006), dem Georg Büchner-Preis (2009).(APA, 24.5.2024)

Geboren wurde Walter Kappacher am 24. Oktober 1938 in der Stadt Salzburg. Er lernte Motorrad-Mechaniker, kokettierte mit einem Einstieg in den Rennsport und machte auch erste Gehversuche als Schauspieler. Aber die Literatur war stärker - 1967 veröffentlichte er über Walsers Vermittlung seine ersten Kurzgeschichten in der "Stuttgarter Zeitung". Acht Jahre später erschien sein Buch "Morgen". Im Alter von 40 Jahren ließ er sich schließlich ganz auf das Schreiben ein, kündigte in seinem Brotberuf als Reisebüro-Kaufmann und versuchte sich als freier Autor durchzusetzen.

Hörspiele und Drehbücher

Von da an folgten unter anderem die Romane "Rosina", "Silberpfeile" und "Selina oder das andere Leben", die Erzählungen "Die irdische Liebe" und "Wer zuerst lacht" sowie Hörspiele und Drehbücher, darunter "Die Jahre vergehen". Danach erschienen der überarbeitete Roman "Der lange Brief", der Essay "Hellseher sind oft Schwarzseher" und der hochgelobte Roman "Der Fliegenpalast" (2009), in dem sich Kappacher Hugo von Hofmannsthal widmete.

Nach dem Roman "Land der roten Steine" (2012) erschienen "Die Amseln von Parsch" (2013) und "Trakls letzte Tage & Mahlers Heimkehr" (2014). "Abschied", Kappachers Monolog über Georg Trakl, wurde 2014 im Rahmen der Salzburger Festspiele in der Salzburger ARGEkultur uraufgeführt und trug dem französischen Regisseur Nicolas Charaux den "Young Directors Award" ein. In seinem 2018 erschienenen Prosaband "Ich erinnere mich" reihte Kappacher Lebenserinnerungen lose aneinander, lapidar, aber nicht immer linear: Kindheitseindrücke, scheinbare Banalitäten des Alltags, Begegnungen mit Büchern und Menschen. Es war sein letztes Buch.

"So bescheiden und still Walter Kappacher im persönlichen Auftreten war, so laut und deutlich spricht sein Werk für sich", würdigte Kunst- und Kulturstadträtin Andrea Mayer (Grüne) den Schriftsteller via Aussendung. Seine Erzählkunst spiegle "die unverwechselbare Fähigkeit wider, menschliche Erfahrungen und Emotionen in Prosa zu verdichten. Es ist tröstlich, dass sein Vermächtnis in seinen Büchern weiterleben wird."(APA, 24.5.2024)