5,39 Meter mächtige Erscheinung, im repräsentativen Bikolor à la Bentley: Mehr E-Luxuslimousine geht kaum. Mehr Niere aber auch nicht.
Stockinger

Klar, auch in der unterstelltermaßen Vernunftorientierten Wende-Mobilität gibt es den Größer-schneller-weiter-Konkurrenzkampf, das liegt dem Menschen in den Genen. Und klar, es gibt stärkere E-Autos als den i7 M70 (zumal, darin liegt gerade dessen Schwerpunkt: nicht), Tesla Model S Plaid, 760 kW, werden Kenner der Materie gleich ausrufen.

Doch der ist von der Größe her viel eher dem i5 vergleichbar, der in der potentesten Version M60 xDrive 442 kW leistet, oder mit Porsches Taycan Turbo GT (760 kW; sieh an). Zudem: Tesla und Luxusanmutung innen, da ist viel Luft nach oben.

Ein nobler Innenraum mit viel Liebe zum Detail, inklusive (Swarovski-)Kristallwelten. Auf ein Highlight ist BMW besonders stolz: Von der Decke herunterklappbarere "Theatre Screen" hinten in 31-Zoll-Großformat.
Stockinger

Jedenfalls, der auch im Punkt erlesener Innenausstattung und -anmutung einzig vergleichbare Gegner kommt ebenfalls aus Süddeutschland, heißt Mercedes-AMG EQS 53 4matic+ und bringt bis zu 484 kW an die vier Räder. Mit 5,22 Meter ist er aber 17 cm knapper geschnitten als der grüne Weißblaue, der mit 485 kW ansonsten gleichauf liegt. Vielleicht lassen sie die Elektromotoren ja in derselben Werkstatt wickeln.

Wie sich das anfühlt, wie sich fährt? Ja meine Güte, ist halt gegenüber dem i7 xDrive60 (400 kW), den wir uns 2023 zu Gemüte führten, nochmal eine Nummer mehr. Zur Auswahl stünde übrigens auch ein Einstiegsmodell: i7 eDrive50; mit 335 kW gibt es der bescheidener.

Nicht ganz so wuchtig wie die Front ist das Heck. Dank Allradlenkung ist das Fünfmeterneunungddreißig-Schiff überraschend wendig.
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Die Balance der Kräfte in diesem Technologieträger übernimmt vorn dieselbe 190-kW-Synchronmaschine wie im xDrive60, die maßgebliche hinten ist statt 230 kW 360 stark. Souveräne Fahrleistungen wäre der geeignete Passus dazu, so wie es bei Rolls-Royce weiland augenzwinkernd "ausreichend" hieß.

Die adaptive Zweiachsluftfederung mit Niveauregulierung zählt in dieselbe Kategorie, der Riese rollt seidenweich geschmeidig und praktisch wankfrei ab, wie auf Samtpfoten, kaum zu glauben, dieses Niveau. Beim Fahrwerk ist BMW einfach unschlagbar, von Porsche vielleicht einmal abgesehen.

Der EQS von Mercedes ist von den Abmessungen und der Gediegenheit her der einzige direkte Gegner des i7. Anders als BMW mit der Mischplattform setzt Mercedes auf eine reine E-Plattform.
Andreas Riedmann

Dank der Allradlenkung ist das 5,39-Meter-Trumm (das ist von der Länge her locker Kleinbus- und Pick-up-Niveau) auch noch verblüffend agil und wendig, man hielte es kaum für möglich, Wendekreis: 12,5 m. Mit dem Kia EV9 (5,01 m lang) wäre ich unlängst ohne Reversieren kaum aus der Redaktionsgarage – es geht da gleich scharf rechtwinkelig weg – rausgekommen, mit dem i7 locker.

Der Silver Seraph von 1998 war der letzte Rolls-Royce der Vor-BMW-Ära, geradezu ein Leichtgewicht gegenüber großen Elektroautos.
Rolls-Royce

Laster des Reichtums: 2,77 Tonnen, wovon die Batterie 700 kg beisteuert, bringt dieser i7 auf die Brückenwaage. Herrschaften, wir stoßen da ernsthaft an Grenzen, und auch das ist längst auf oder über dem Niveau einstiger Rolls-Royce-Modelle (der Silver Seraph von 1998, letzter R-R der Vor-BMW-Ära, wog 2,3 Tonnen).

Der Laden gehört bekanntlich seit 24 Jahren zu BMW, mit dem Spectre existiert seit Ende ’23 ein E-Mobil, das i7 und EQS noch toppt, 4,45 Meter purste Prachtentfaltung, aber ein Coupé. Nächster in dieser Liga wird dann ein Elektro- Bentley auf PPE-Plattform sein.

Und hier das derzeit abslolut maximale E-Mobil, der Rolls-Royce Spectre. Mit diesem Coupé leitet die Top-Luxusmarke die Mobilitätswende ein.
Rolls-Royce

Zum hyperluxuriösen Gesamteindruck zählt auch die Geräuschkultur. Das ist ein flüsterleiser Riese selbst bei hohem Autobahntempo, sogar Lexus kann sich da was abschauen. Am besten schaltet man die "ikonischen Klänge", von Filmkompositeur Hans Zimmer im Auftrag von BMW als synthetische Begleitmusik zum Be- und Entschleunigen komponiert, gleich weg.

In der Garage beim Laden: Das BMW-Flaggschiff neben dem BYD Seal. Was beide sich teilen, ist die Kernkomponente: Die Batterien kommen aus China, der BYD überhaupt alser ganzes.
Stockinger

Auf der anderen Seite, jener der Klangeskalation stünde ein Surround-Sound-System von Bowers & Wilkins zu Diensten, willkommen im Konzertsaal, das kann nur Burmester im EQS besser. Und "Theatre Screen": Hinten wäre sogar großes Kino zu erleben, Stichwort Zimmer Hans. Dazu am besten rechts hinten den Lounge-Sitz in Liegefunktion bringen zum heimkinogerecht bequemen Hinlümmeln.

Hingegen, wenn Sie jetzt zum Ikea fahren, um schnell ein Billy-Regal zu kaufen, weil es nach der Investition der 228.124 €, auf die sich der Wagen inklusive Extras berappt, für die Hartholzregale vom Tischler nicht mehr reicht: In die Garage, siehe Allradlenkung, kommen Sie locker, aber Sie werden die Anschaffung nicht unterbringen. Die Rückbank lässt sich nicht umlegen, es gibt nur eine kleine Durchreiche mittig.

Reichweite, Verbrauch? 490 bis 559 km (da bekommen Fahrer des formidablen 7er-Diesels einen Lachanfall, aber klar, ganz andere Zielgruppe), knapp über 400 km kamen wir auch bei zügiger Autobahnfahrt, Wien-Salzburg geht in einem Schwung. Und wo der Computer 28 kWh/100 km Langzeitverbrauch auf 14.000 km ermittelte, kamen wir auf 23,9. (Andreas Stockinger, 25.5.2024)