Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin.
Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin.
IMAGO/bildgehege

Auf einem in den letzten Tagen viral gegangenen Video grölen in einer Promibar auf der deutschen Insel Sylt offensichtlich gutsituierte Menschen rassistische Parolen. Fröhlich singt die Gruppe "Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!" zu Gigi D'Agostinos L'amour toujours, einem Lied, das in der rechten Szene als eine Art Code verwendet wird.

Politik, Zivilgesellschaft und Promiszene zeigten sich schockiert über die "Normalisierung rechtsextremer Inhalte in der breiten Gesellschaft", die Bar leitete rechtliche Schritte ein, der Staatsschutz ermittelt. So weit, so berechtigt. Denn unwidersprochener Rassismus, Antisemitismus und Hassreden dringen in Deutschland wie in Österreich wieder zurück an die Oberfläche. Aber wie geht man mit tiefverwurzeltem Hass um, den nicht "nur Benachteiligte", sondern Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft in sich tragen?

Demos oder strengeres rechtliches Vorgehen gegen Rechtsextremismus oder Rassismus sind ein Anfang. Zivilgesellschaft wie Verantwortungstragende aller Ebenen müssen allerdings auch endlich in eine tiefgreifende gesellschaftliche Selbstreflexion und Umwälzung investieren. Das muss mit der Erkenntnis beginnen, dass Empathie und solidarisches Handeln zu den unverzichtbaren Fertigkeiten der nächsten Generationen zählen und auch das Bildungssystem dem Rechnung tragen muss. Nur so kann die Weiterentwicklung unserer wertebasierten Gesellschaft gewährleistet und eine Rückentwicklung in dunkelste Zeiten verhindert werden. (Manuela Honsig-Erlenburg, 26.5.2024)