Das Bild zeigt ein Temu-Logo auf einem Smaretphone
Der Widerstand gegen chinesische Onlineshops wächst in Europa – und soll weiter verschärft werden.
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Chinesische Onlineshops sind zu einem handfesten Problem für die europäische Politik geworden: Temu, Shein und Co machen mittlerweile einen Milliardenumsatz mit dubiosen Geschäftspraktiken und fluten die EU per Flugpost täglich mit hunderttausenden Billigartikeln. Möglich macht dies vor allem eine Sonderregel, nach der auf Waren im Wert unter 150 Euro kein Zoll anfällt. Wird dieses Schlupfloch gestopft, sollte auch die Flut an Ramsch erheblich abnehmen, so die Hoffnung. Derzeit ist geplant, diese Ausnahme bis 2028 gelten zu lassen. Jetzt werden Stimmen lauter, sie bereits auf nächstes Jahr vorzuziehen.

Allein in Österreich soll Shein im Vorjahr mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Und auch Temu verzeichnet hierzulande ein rasantes Wachstum: Der österreichische Handelsverband hat zuletzt geschätzt, dass dieser Anbieter heuer ebenfalls die 100-Millionen-Marke knacken dürfte. Unter österreichischen Onlineshoppern hat in den vergangenen zwölf Monaten fast jede beziehungsweise jeder Zweite bei einer der chinesischen Onlineplattformen eingekauft, zeigt eine aktuelle Befragung der Johannes-Kepler-Universität. Allein von Temu kämen 30.000 Pakete pro Tag nach Österreich.

Das rapide Wachstum chinesischer Onlineshoppingplattformen verwundert kaum. Die Plattformen bieten eine breite Palette von Produkten an, darunter Mode, Elektronik und Haushaltswaren – oft zu Preisen, die deutlich unter denen liegen, die in lokalen Geschäften zu finden sind. Ihre Attraktivität ist besonders bei jüngeren Verbrauchern groß, die Wert auf preisgünstige, trendige Artikel legen. Diese Entwicklung hat aber auch eine Schattenseite: Qualität und Sicherheit der angebotenen Waren bleiben häufig auf der Strecke.

Schnelles Ende gefordert

Der reibungslose Warenverkehr hat einen wesentlichen Grund: Die aktuelle Regelung der Europäischen Union, die Importe unter 150 Euro von Zöllen befreit, hat es diesen Plattformen ermöglicht, ihre Waren einzeln zu versenden und damit potenziell höhere Exportzölle zu umgehen. Dies hat nicht nur zu einem massiven Zustrom von Billigwaren auf den Markt geführt, sondern auch zu Vorwürfen des Steuerbetrugs, da die Unternehmen die geltenden Steuerregelungen möglicherweise nicht vollständig einhalten. Der Schaden für die europäische Wirtschaft wird jedenfalls auf Milliarden geschätzt.

Angesichts dieser Herausforderungen haben politische Stimmen gefordert, dass die EU die Zollbefreiungsgrenze überdenkt und möglicherweise schon 2025 abschafft – wie zuletzt in Deutschland der Handelsexperte der SPD-Bundestagsfraktion Alexander Bartz, berichtet der Spiegel. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Verbraucherschutz zu stärken und faire Wettbewerbsbedingungen für einheimische Unternehmen zu schaffen, die sich an lokale Gesetze und Vorschriften halten müssen.

Der Widerstand wächst

In Europa wächst zunehmend der Widerstand gegen diese Plattformen aufgrund schlechter Produktqualität, nicht zugestellter Sendungen, negativer Umweltbilanz sowie manipulativer Verkaufstechniken. Die EU-Kommission hat kürzlich reagiert, indem sie die Regeln für Shein verschärft und die Plattform als sehr große Onlineplattform eingestuft hat.

Dies bringt strengere Auflagen mit sich, einschließlich Maßnahmen gegen Produktfälschungen und Verletzungen des geistigen Eigentums. Zudem muss Shein jährliche Risikobewertungsberichte erstellen, die besonders die möglichen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für die Verbraucher analysieren, wobei ein Augenmerk auf dem Wohlbefinden von Minderjährigen liegt. Regeln, die im Übrigen auch bald für Temu gelten sollen. (red, 27.5.2024)