Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gemeinsam mit Peter Aufreiter (Technisches Museum, links) und Wolfgang Bergmann (Belvedere, rechts) bei der Präsentation der neuen Bundesmuseen-Card.
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Schnell für ein einziges Lieblingsbild ins Museum gehen? Für eine halbe Stunde in der Mittagspause? Sich auf eine einzige Ausstellung konzentrieren, statt alle gerade laufenden zu durchhetzen? Was man etwa aus dem Urlaub von der Tate in London kennt, hat sich bisher in den hiesigen Museen angesichts stolzer Eintrittspreise nicht angeboten. Das soll sich jetzt ändern. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) präsentierte am Montag eine Bundesmuseen-Card für jeden. Um 99 Euro im Jahr können Inhaber mit ihr unbegrenzt alle heimischen Bundesmuseen besuchen, Sonderausstellungen inklusive. Gültigkeitsstart ist am 1. Juli, verkauft werden sie online (hier auch eine digitale Version) wie auch in den beteiligten Häusern.

Dem war 2018 eine erste Bundesmuseen-Card vorausgegangen, allerdings bot diese für zuletzt 66 Euro nur einen Zutritt je Haus. 7700 dieser Karten wurden 2023 verkauft, 30.000 Eintritte damit ausgelöst. Sie wird nun mit Ende Mai eingestellt, ausgegebene Karten behalten aber ihre Gültigkeit. Eine "echte Jahreskarte" nennt Mayer nun die Nachfolgerin. Diese zieren an der Vorderseite Kürzel aller beteiligten acht Häuser. Im ersten Jahr wird sie in Rosa, Pink und Magenta gehalten sein, dann soll die Farbpalette jedes Jahr wechseln.

Heimische Besucher stärken

Zwar schauen die Bundesmuseen – Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum, Albertina, Belvedere, Museum moderner Kunst (Mumok), Technisches Museum, Museum für angewandte Kunst (Mak) plus die Österreichische Nationalbibliothek – mit allen ihren Zweigstellen auf das stärkste Jahr ihrer Geschichte zurück, erstmals wurden über sieben Millionen Besuche registriert. Hörbar unzufrieden hinterließ Mayer aber der Anteil heimischer Gäste daran: Es schade nicht, hier Überlegungen anzustellen. Die Card sei eine "weitere große Einladung" an das hier lebende Publikum und jene Menschen, die bisher "nur punktuell unsere Museen besucht haben, sodass sie Stammgäste werden". Sie soll auch jene erreichen, die man bisher gar nicht anlockt. 99 Euro findet Mayer einen "fairen Preis" für diese "andere Art des Museumsbesuchs".

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: So sieht die neue Bundesmuseen-Card hinten aus.
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Peter Aufreiter, Generaldirektor des Technischen Museums und aktuell Vorsitzender der Bundesmuseen-Direktorenkonferenz, erwartet sich von dem Angebot "aufregende neue Weiterentwicklungen für unsere Besucherangebote". So hofft er durch den Flatrate-Zugang auf regelmäßigere Besuche, was die Bindung des Publikums an ein Haus intensivieren soll, woraufhin jemand dessen Newsletter abonnieren oder Teil des Vereins eines Museums werden könnte. Weil der Gratiszutritt für Publikum unter 19 Jahren bestehen bleibt, komme das auch Familien zugute.

Spontane Kurzbesuche begünstigt auch, dass Inhaber der Card nicht nur die "Fast Lane" lockt, also das Anstehen am Schalter entfällt, sondern dass die Card Time-Slot-Systeme aushebelt: Für solche sind mit der Karte keine Buchungen notwendig. Für Wolfgang Bergmann, den kaufmännischen Direktor des Belvedere, ist das ein "All-you-can-see-Angebot": Einige der weniger stark besuchten 26 Standorte der Bundesmuseen wird man so vielleicht neu entdecken.

Wer kriegt wie viel?

Warum es so eine Card nicht schon viel länger gibt? Etwa konnte keines der Bundesmuseen zum Mitmachen verpflichtet werden, als eigenständige Häuser mussten alle dem Deal freiwillig zustimmen. Dass das vieler Gespräche bedurfte, ist nachvollziehbar. Denn aktuell sind 70.000 Jahreskarten der einzelnen Bundesmuseen in Umlauf, deren Erlöse direkt an die jeweiligen Häuser gehen. Deren Preise reichen von 33 Euro beim Mumok bis zu 78 Euro für die Albertina.

Die mit den Jahren wechselnden Farbvarianten der Karte, von Grafikern des Mumok gestaltet.
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Diese Karten wird es weiterhin geben, doch ist anzunehmen, dass viele Nutzer umsteigen und in einem "signifikanten" Maß neue dazukommen werden. Der Verteilungsschlüssel sieht vor, dass die Erlöse aus der Bundesmuseen-Card einmal jährlich anteilsmäßig nach tatsächlich absolvierten Besuchen auf die Häuser aufgeteilt werden. Wer mehr Menschen anlockt, verdient also auch weiterhin mehr. Aber bringt das für manche Museen nicht doch Rückgänge? Es seien Szenarien durchgespielt worden, und die Wahrscheinlichkeit, "dass sich das ausgeht", sprich kein Museum weniger einnimmt als bisher, sei "hoch", sagt Mayer. Etwaige Mindereinnahmen sollen über die Basisabgeltung kompensiert werden. Jene soll kommendes Jahr sowieso von 138 auf 145 Millionen Euro steigen. (Michael Wurmitzer, 27.5.2024)