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Foto: APA/EPA/Rockstar Games

"Gamer werden Manhunt 2 niemals spielen können", mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Wired zum umstrittenen Spiel aus dem Hause Rockstar Games. Manhunt 2 wurde aufgrund seiner gewaltverherrlichenden Inhalte in einigen europäischen Ländern verboten, erhielt vom US-Entertainment Software Ratings Board (ESRB) keine Freigabe für unter 18-Jährige (es wurde als AO – Adults only eingestuft) und wurde danach auch von Sony und Nintendo, für deren Konsolen PlayStation2 und Wii der Titel schon so gut wie fertig war, verbannt. Nun arbeiten die Entwickler an einer abgespeckten Version des Titels.

Ein Plan, der nicht aufging

Rockstar Games wollte die Wartezeit der SpielerInnen auf GTA IV mit zwei Titeln verkürzen – zum einen "The Darkness" und zum anderen "Manhunt 2". Die Spiele waren fertig und sollten in die Presswerke als die Hiobsbotschaft für den Publisher kam. Ohne Freigabe der ESRB dürfe Manhunt 2 nicht für Wii und PlayStation 2 erscheinen. Das Spiel wurde zurückgezogen und wird nun entschärft. Daher wird keine SpielerIn jemals das ursprünglich geplante "Manhunt 2" zu Gesicht bekommen, sondern nur einen Titel, der so heißt, aber mit der eigentlichen Idee der Entwickler nichts mehr zu tun hat.

Immer mehr Spiele werden nicht freigegeben

Laut dem Bericht von Wired würden pro Jahr rund ein Dutzend Spiele – Tendenz steigend – nicht durch das ESRB-Rating kommen. In den meisten Fällen aufgrund von gewaltverherrlichenden Inhalten. Die SpielerInnen würden davon meist nicht erfahren, da die Hersteller bemüht sind, ihre Produkte rasch zu entschärfen um doch noch das 17+ Rating zu erhalten. Interessanterweise scheint sich in den USA nun die Kritik an der ESRB zu häufen. Vor allem mangelnde Transparenz wird dem Gremium vorgeworfen. Im Gegensatz zu europäischen Ländern wie etwa Großbritannien, das laut Wired, die für die Freigabe zuständige Behörde unter Aufsicht des Parlaments stellt, sei man in den USA nicht so eindeutig in seinen Kriterien. Manhunt 2 wurde in England per Gesetz verboten und darf weder besessen noch gehandelt werden.

Inhalte werden entfernt

Die Auswirkungen der Entscheidungen bezüglich Manhunt führen auch bei anderen Herstellern zu einem Umdenken. So hat etwa Sega angekündigt, dass aus dem kommenden "Condemned: Bloodshot" einige Szenen entfernt wurden. Und auch Al Lowe, der Schöpfer der Leisure Suit Larry-Serie, meinte gegenüber Wired, dass er einen seiner "frecheren" Klassiker nicht in die kürzlich veröffentliche Collectors-Edition eingebracht habe, da er ein "AO"-Rating fürchtete.

Kunst und Kreativität

Factor 5-Entwickler Julian Eggebrecht, verantwortlich für Lair auf der PlayStation 3, meinte dass es einige Bedenken in der Industrie gibt. Man fürchte eine Art neuen "McCarthyism", der die Kreativität einschränken würde.

Sinnlose Gewalt

Bei der Diskussion rund um Manhunt 2 darf man jedoch eines nicht vergessen, so die Kritiker des Spiels in der Originalversion, "die Gewalt im Spiel war einfach sinnlos." Es gab keinen Grund für die SpielerInnen ihre Gegner auf drei verschiedene Arten, die sich immer noch um eine gewalttätige Facette steigern, hinzurichten, so die Kritik. Die Gewalt war der Gewalt wegen im Spiel und um man mit Aussagen über "Kreativität und künstlerische Freiheit" besser machen oder verständlicher machen kann, sei dahin gestellt.

Bild: Einer der am heftigsten kritisierten Screenshot aus dem Spiel Manhunt 2: Muss man einen Menschen, der schon tot ist, noch weiter malträtieren?
Screenshot: GP

Die Vergleiche

Auch die Vergleiche mit Horrorvideos und anderen Gewaltdarstellungen in anderen Medien lassen die Kritiker nicht verstummen. Manhunt 2 habe eine Grenze überschritten und im Computerspiel würden die SpielerInnen aktiv zur Gewaltanwendung "erzogen", eine Tatsache, die man bei anderen Medien nicht fände.

"Saw III"

Auch im Wired-Artikel werden Parallelen zwischen Computerspielen und Videos gezogen. So würde die Entscheidung von Sony dazu führen, dass SpielerInnen im Wal-Mart zwar kein "Manhunt 2" dafür aber sehr wohl den Horrorschocker "Saw III" kaufen können. Aus Sicht des US-Magazins wird hier mit zweierlei Maß gemessen.

Bild: Wird mit zweierlei Maß gemessen? Horrorvideos sind ok, Horrorspiele aber nicht? Diese Frage entzwei auch die Experten.
Screenshot: GP

Ein neues Medium

Den Grund für diese "Ungerechtigkeit" sieht Gerard Jones, Autor des Buches "Killing Monsters: Why Children Need Fantasy, Super Heroes, and Make-Believe Violence" darin, dass es sich bei Computerspielen um ein relativ neues Medium handelt. "Die meisten neuen Medien tendieren dazu, dass sie einen großen Anteil an Gewalt oder Sensation beinhalten. Aber diese Faktoren, die die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen, sorgen andererseits für Ablehnung und Aufregung, weil man darin eine soziale oder psychologische Gefahr erkennen will." (red)