Den Überdruss, den viele Pakistanis bei der Aussicht empfinden, dass sich ihr Präsidentengeneral weiter einzementiert – ohne gleichzeitig das Land aus der tiefen Krise herauszuführen –, ist verständlich. Was jedoch jetzt am Horizont auftaucht, von vielen als mögliche „Rettung“ vor Pervez Musharraf bejubelt, stimmt auch nicht wirklich optimistisch.

Nawaz Sharif, dem das Höchstgericht – mit dem von Musharraf entlassenen und durch Gerichtsbeschluss wieder eingesetzten Iftikhar Chaudry an der Spitze – nun die Heimkehr aus dem Exil erlaubt, war in den 1990ern zwei Mal Premier. Er hatte damals keinerlei Berührungsängste mit den extremen Islamisten, und im Pakistan des Jahres 2007 ist noch mehr als früher zu befürchten, dass sie sich seiner bedienen, und nicht umgekehrt.

Mit seiner Erzfeindin Benazir Bhutto, die nun ebenfalls ihre Rückkehr forcieren könnte, verbindet Sharif nicht nur, dass sie ebenfalls zweimal Premier war, sondern auch die Missmanagement- und Korruptionsvorwürfe. Obwohl Bhutto wahrscheinlich mit ihrer Pakistan Peoples Party eine breitere Basis in der Bevölkerung hat, ist sie jetzt benachteiligt, weil ihr Geheimgespräche mit Musharraf nachgesagt werden, mit deren Hilfe sie sich offenbar einen Teil vom Kuchen – eine Beteiligung an der Macht – sichern wollte. Lichtgestalten sind Sharif und Bhutto, die seit Jahren auf Bitterste verfeindet sind, beide nicht.

Für Musharraf ist das Höchstgerichtsurteil ein schwerer Schlag: Er hoffte, Sharif wenigstens bis nach den Parlamentswahlen von Pakistan fernhalten zu können. Dass sein Gegner Chaudry (dessen Absetzung durch Musharraf nach kritischen Bemerkungen Chaudrys dumm und ungerecht bleibt) das Urteil gefällt hat, ist optisch nicht gerade ideal. Sollte Sharif tatsächlich die Wahlen gewinnen, so muss sich vielleicht auch das Höchstgericht wieder warm anziehen: Seine Amtszeit war nicht gerade von Freiheit für die Institutionen geprägt. Und völlig neu definiert würden auch die US-pakistanischen Beziehungen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.8.2007)