Bild nicht mehr verfügbar.

Die Arbeit sei im Vergleich zu früher weniger anstrengend geworden. Trotzdem fehlen pro Jahr bis zu 1300 Lehrlinge, klagen Branchenvertreter

Foto: AP/Bauer
Wien – "Ich weiß wirklich nicht, wo wir die Leute hernehmen sollen", klagt Johannes Lahofer, Bundesinnungsmeister des österreichischen Baugewerbes im Gespräch mit dem Standard. Seine Branche hat mit einer größer werdenden Facharbeiter-Lücke zu kämpfen. "Pro Jahr werden rund 1200 Lehrlinge fertig", ergänzt Bau-Innungsgeschäftsführer Manfred Katzenschlager, "aber es gehen auch rund 2000 Maurer in Pension, dazu kommen natürliche Abgänge." Also würde die Bauwirtschaft 2000 bis 2500 Absolventen pro Jahr benötigen, um 1300 mehr, als sie bekommt. Der Produktionswert im Gewerbe steigt derzeit um zwei bis drei Prozent jährlich. Außerdem steige die Anforderung an die Qualifikation infolge der kommenden Klimaschutzmaßnahmen.

Negativtrend aufgehalten

Baugewerbe und -industrie haben es zumindest geschafft, den Negativtrend bei den Lehrlingen aufzuhalten. Seit 2004 ist die Zahl der in Lehre befindlichen Jugendlichen wieder im Steigen und hielt 2006 bei 3600. Sämtliche Mitgliedbetriebe zahlen eine zusätzliche Umlage in einen Topf ein, mit denen die acht Lehrbauhöfe im Land, eine Lehrstellenprämie für jeden Ausbildungsplatz – zusätzlich zum staatlichen "Blum-Bonus" – sowie Werbemaßnahmen zur Hebung des Image der Lehre finanziert werden. Im Vorjahr berappte das Gewerbe dafür 9,7 Mio. Euro, die Industrie 3,4 Mio. Euro. Das Förderungsmodell in der Bauwirtschaft wurde zuletzt vom Regierungsbeauftragten für Lehrlinge, Egon Blum, öffentlich als innovativ gelobt.

Grundausbildung als Hindernis

"Größtes Hindernis, um Lehrlinge zu finden, ist leider die Grundausbildung in den Schulen", sagt Lahofer, "manchmal müssen die Berufsschullehrer Lesen und Schreiben beibringen." Der Nachwuchs am Bau habe zur Hälfte bereits Migrationshintergrund, in Wien seien es zwei Drittel. Die Arbeit sei "zwar auf Baustellen, wo es staubt", aber weniger körperlich anstrengend als früher. "Es gibt keine 50-Kilo-Zementsäcke mehr." Außerdem verdiene man am Bau relativ gut, im dritten Lehrjahr 1448 Euro brutto pro Monat. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2007)