Wien – Auch wenn der 19-jährige Robert A. bereits als "Kannibale von Wien" in die Annalen des Boulevards eingegangen ist. Bis Mittwoch stand keineswegs fest, ob er tatsächlich Teile seines Opfers, des 48-jährigen Josef S., verspeist hat. Im gerichtsmedizinischen Obduktionsbefund werden "ein offenes Schädel-Hirn-Trauma und ein Brusttrauma" als Todesursachen genannt. Wie berichtet, soll der junge Mann seinen Mitbewohner mit einer Zehn-Kilo-Hantel erschlagen und ihn mit einem Messer "vom Kehlkopf bis zu den Genitalien" aufgeschlitzt haben, wie es Gerald Höbarth vom Kriminalkommissariat West ausdrückt.
Blutverschmierter Mund
Innere Organe sind laut Gerichtsmedizinern nicht entnommen worden. Was die Polizei auf einem Teller in der Küche fand, waren ein Teil der Zunge sowie Schädelmasse. Der blutverschmierte Mund, den Robert A. bei seiner Festnahme hatte, könnte auch davon stammen, dass er sich im Blutrausch mit den Händen übers Gesicht gefahren ist. Eine DNA-Analyse soll eindeutig klären, ob das Blut vom Opfer stammt.
Schwierige Einvernahme
Ob jemals ein Motiv für den grauenvollen Tathergang eruiert werden kann, ist zweifelhaft. Der psychisch kranke, junge Mann sei äußerst schwierig einzuvernehmen, hieß es bei der Polizei. Er vermeide Augenkontakt und gebe nur auf einfache Fragen kurze Antworten. Etwa, dass seine Familie aus Köln stamme, er aber sein Leben in Österreich verbracht habe. Und zwar fast ausschließlich in Heimen.
Täter und Opfer wurden betreut
Sowohl der mutmaßliche Täter als auch das Opfer aus Niederösterreich wurden zuletzt von einer privaten Hilfseinrichtung, die sich um obdachlose, psychisch erkrankte Menschen kümmert, betreut. Die beiden waren zuletzt gemeinsam in einer Notwohnung in Wien-Fünfhaus untergebracht, wo sich auch die Bluttat abspielte. Laut Werner Opat, dem Chef der Sozialarbeiter, habe es keine Hinweise auf eine derartige Eskalation gegeben. Nachbarn hingegen erklärten, dass es in jüngster Zeit immer wieder lauten Streit gegeben habe.
Angehörige gesucht