Mit Filz kann man den ganzen Körper bedecken. Und das nicht bloß im Winter. Die gigantischen Möglichkeiten, sich von Kopf bis Fuß mit diesem natürlichen Material zu gewanden, sprengen die hinlänglichen Vorstellungen. Im Filzfaktor!, einem kleinen Geschäft in der Wiener Neubaugasse, wird die enorme Vielfalt augenscheinlich.

Ob Hüte, Kappen, Schals, Hausschuhe, Handtaschen in allen Größen und Formen, Geld-, Schmink- und Handytascherl, Schmuck- und Wohnaccessoires, Spielzeug und Notizbücher, Schlüsselanhänger und anderes, ist hier bis auf Kleider im Prinzip alles zu haben. Sogar das Rohmaterial Schafwolle nach Gewicht. Und mit der hat ja alles angefangen.

Als Geschäftsinhaber Joschka Pauleschitz vor fünfundzwanzig Jahren begonnen hat, sich für Filz zu interessieren, stand zuallererst die Überlegung, was mit all der Wolle, die es gibt, getan werden könnte. "Ich hatte gerade meine ländlich sittliche Phase im Waldviertel", erzählt er, "und suchte nach Hinweisen für die Wollverarbeitung".

In der Textilfachschule Spengergasse, in Uralt-Lexika und im Austausch mit ehemaligen StudienkollegInnen aus Ungarn – Pauleschitz hat Völkerkunde studiert – wurde er fündig. Die Ungarn hätten das Wissen aus der Mongolei mit ihrer Tradition kombiniert, erklärt er, der dann bald die Obermühle in Kautzen in der Nähe von Waidhofen/Thaya reaktiviert und einen Betrieb zur Schafwollverarbeitung mit MitarbeiterInnen aufgebaut hat.

Das erste Produkt waren Filzpantoffel, diese Kollektion "Rumpelstilzchen, Till und Edelweiß" gibt es noch heute. An der Technik des Filzens fasziniere ihn, dass sie "unorthodox und archaisch" sei. Man brauche eigentlich nichts dazu, kein Spinnrad, keinen Webstuhl, keine Nadeln, "das Schaf allein genügt".

Beim Filzen gehe es darum, so Joschka Pauleschitz, möglichst viel Unordnung in die Fasern zu bringen, um eine Struktur zu schaffen. Geduld sei nötig, "besonders am Anfang muss man behutsam mit den Fasern umgehen, aber am Ende beim Waschen, da darf man die Sau rauslassen und das Objekt grob angreifen", lacht er.

Sogar im therapeutischen Bereich gewinne das Filzen mehr und mehr an Bedeutung. Das liege wohl an der sinnlichen als auch die Fantasie fördernden Tätigkeit, die zugleich ein gutes haptisches Training darstelle, meint der Filzfaktor-Besitzer. Und man habe schnelle Ergebnisse.

Die Produkte kommen heute noch zum Teil aus der Waldviertler Obermühle, manche werden aus Italien, Liechtenstein und Nepal zugekauft. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf österreichischen und deutschen Erzeugnissen.

Filzfaktor! sei, erläutert Joschka Pauleschitz abschließend, rhetorisch kokett zu verstehen, in dem Filz wieder an Bedeutung gewinnen, ein Faktor werden sollte. Die Chancen dafür stehen gut, denn bereits seit drei Jahren ist ein Boom an filzigen Produkten ausgebrochen. Und Pauleschitz war mit dem Filzfaktor! einer der Ersten.

Filzfaktor!
Neubaugasse 11, 1070 Wien
Tel: ++43 (0) 1 944 66 55
Email
www.filzfaktor.at/

Öffnungszeiten
Mo – Fr 10:00 – 18:00
Do 10:00 – 19:00
Sa 10:00 – 17:00


Text: Dagmar Buchta
Fotos: Oliver Dass