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FPÖ-Chef Heinz Christian Strache bei der Demonstration am Donnerstag gegen den Ausbau eines Islamischen Zentrums in Wien-Brigittenau.

Foto: AP/Ronald Zak

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Im Laufe des Protestmarsches wurden Aggressionen mancher Teilnehmer gegen die rund 150 Demonstranten der Gegenkundgebung laut, die von der Sozialistischen Linkspartei und der Antiimperialistischen Koordination organisiert wurde.

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In aufgeheizter Atmosphäre zogen am Donnerstag Abend rund 700 Menschen durch den 20. Wiener Gemeindebezirk, um gegen den Ausbau eines islamischen Zentrums zu demonstrieren.

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Weit mehr Menschen als erwartet, nämlich über 700, zog am Donnerstag die von einer lokalen Bürgerinitiative einberufene Protestkundgebung gegen den Ausbau eines islamischen Kulturzentrums im 20. Wiener Gemeindebezirk an.

Das dürfte auch daran gelegen haben, dass sich FP-Chef Heinz-Christian Strache, wie angekündigt, unter die Demonstranten mischte – und der Bürgerinitiative die Show stahl, die trotz der Tatsache, dass sie ihre Homepage durch die FPÖ-Bezirksgruppe finanzieren ließ, nicht müde wird zu betonen, überparteilich zu sein und keine fremdenfeindlichen Motive zu verfolgen. Das konnte man von vielen Teilnehmern, die sich am Nachmittag in der Nähe des Gebäudes des islamisch-türkischen Vereins "Atib" versammelt hatten, nicht behaupten.

Geschätzte hundert Neonazis, die dem Aufruf in einschlägigen Internetforen gefolgt waren, fielen durch Springerstiefel, Londsdale-Kleidung und "Sturmwehr"-T-Shirts auf. Im Lauf der Demonstration, die zum Amtshaus des SP-Bezirksvorstehers Karl Lacina führte, wurden Aufkleber und Flugblätter der rechten AFP (Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik) und der NVP (Nationale Volkspartei) ausgeteilt.

Die Bürgerinitiative versuchte mit Transparenten, auf denen "Wohnqualität statt Lärmterror", "Moschee-Ausbau = Bürgerverrat" oder "SPÖ vertritt Muslime. Wer uns?" stand, auf ihre Befürchtungen – ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die Aufstockung des Gebäudes – aufmerksam zu machen. Die Reden gingen jedoch in "HC"-Rufen unter, als Strache in die Menge tauchte und den Tross der Demonstranten nach sich zog. Der FPÖ-Chef betonte, dass er Bürger, "denen eine Entscheidung nach der anderen aufgedrängt wird", unterstützen müsse.

Im Laufe des Protestmarsches wurden Aggressionen mancher Teilnehmer gegen die rund 150 Demonstranten der Gegenkundgebung laut, die von der Sozialistischen Linkspartei und der Antiimperialistischen Koordination organisiert wurde. "Hier marschiert der nationale Widerstand" wurde skandiert, die Polizei, die mit 300 Beamten vertreten war, konnte einen Zusammenstoß gerade noch verhindern. Beim Amtshaus des 20. Bezirks präsentierte die Bürgerinitiative ein Moschee-Modell mit der Aufschrift "Moschee ade", was die Menge mit dem Ruf "Anzünden" quittierte. Die Initiative nahm das Gesprächsangebot des Bezirksvorstehers an, nach dem Anstimmen der Bundeshymne löste sich die Demonstration auf. (Karin Krichmayr, DER STANDARD - Printausgabe, 14. September 2007)