Brüssel – Der scheidende bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) stellt sich sofort nach seinem Rücktritt Ende September einer neuen Herausforderung in der Europa-Politik. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso berief Stoiber am Freitag an die Spitze einer 15-köpfigen hochrangigen Expertengruppe, die den Bürokratie-Abbau in der Europäischen Union voranbringen soll. „Herr Stoiber ist ein bekennender Europäer und eine herausragende Persönlichkeit von hohem Ansehen“, sagte Barroso.

SPD, Grüne und FDP in Bayern spotteten über das Angebot. Stoiber habe beim Bürokratieabbau in Bayern versagt, hieß es unisono. Der CSU-Politiker selbst sprach von einer „reizvollen Aufgabe“. Der frühere deutsche Finanzminister Theo Waigel, der 1993 den Machtkampf um das Amt des bayrischen Minsiterpräsidenten gegen Stoiber verlor, gratulierte und ätzte: „Als Kommissionspräsident hättest Du natürlich noch mehr bewirken können. (2004 hatte Stoiber das Angebot Romano Prodi nachzufolgen, Anm)“

Stoiber tritt am 30. September zurück. Die neue Aufgabe beginnt im Oktober. Dann wollen Stoiber und Barroso das auf drei Jahre angelegte Projekt in Brüssel vorstellen. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Verbänden werden für die Arbeit benannt. Die Kommission hat ehrgeizige Ziele beim Lichten des „Gesetzesdschungels“. Die Behörde und die Mitgliedstaaten wollen bis 2012 die Bürokratielast der Wirtschaft um ein Viertel verringern. Stoiber, der lange als EU-Skeptiker galt, wird ehrenamtlich in Brüssel arbeiten. (dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.9.2007)