"Und? Wo gehst du zur Schule?" Diese Frage wird früher oder später am Beginn jeder Bekanntschaft gestellt. Nervöses Zucken der Wimpern, eine schüchterne Gestik und die Antwort: "Auf die Popper-Schule." Worauf unweigerlich ein Kommentar wie "Ach, du bist also hochbegabt?" oder ein zynisches "Gratuliere" folgen.

Außer, die Frage wird nur mit der halben Wahrheit beantwortet - fast alle meine Freunde aus der Schule bevorzugen diese Variante: "Ich gehe ins Wiedner Gymnasium." -, denn dass die Sir-Karl-Popper-Schule (SKP) ein Schulversuch am Wiedner Gymnasium ist, wissen nur die wenigsten, und so bleiben uns sämtliche Kommentare, aufgeregter oder plötzlich kühler Natur, erspart.

Die Vorstellung über die SKP, die viele haben, ist das Bild einer Schule voller blasser und rundlicher, da zu wenig Bewegung machender Schüler. Einer neben dem anderen sitzen sie, Brillen tragend, einem vor Genialität fast nicht mehr erreichbaren Lehrer gegenüber, der gerade über die Relativitätstheorie referiert. Wort für Wort schreiben sie eifrig alles mit, um gelegentlich in Sätzen voller Fremdwörter zu sprechen oder gar auf Latein geistreiche Fragen stellen.

Faktum ist, dass der Unterricht oft zu einem lebhaften Gespräch über Orson Welles werden kann, nachdem über Macbeth diskutiert wurde, und dass es auch an der SKP passieren kann, dass das Läuten eines Mobiltelefons den Unterricht unterbricht - da heben manche Lehrer amüsiert ab und erschrecken einen unschuldigen, da nicht des Stundenplans kundigen Anrufer mit "Professor Grobauer am Apparat, quid tibi vis?"(Was willst du?).

Das Ziel der SKP ist es, die Neugierde des Schülers immer wach zu halten. Neu könnte vielen auch sein, wie wenig die SKP sich als Eliteschule im klischeehaften Sinn versteht, denn sie ist eine öffentliche Schule und versucht allen die Möglichkeit zu geben, an ihr Schüler zu werden, nachdem sie einen "Aufnahmetest" bestanden haben.

Meist ist es mehr eine Frage der Begeisterung, des Willens, zu reflektieren und mit Fragen die gewohnten Wege zu verlassen, als der Hochbegabung im klassischen Sinn, ob man Popperschüler ist. Intensiver als in Regelschulen ist der Zeit- und Arbeitsaufwand.

Es wird oft vergessen, dass Popper-Schüler nicht immer Popper-Schüler waren, sondern aus vielen Schultypen kommen, also auch einmal Teil der "Normalen" waren. Wahrscheinlich wird das Bild des schwarzen Schafs oder des Marsmenschen ewig mit den Hochbegabten assoziiert werden. Dazu kann ich aber nur sagen, dass wir sehr aufgeschlossene Schafe sind. (Lalé Eleonora Cabuk/DER STANDARD Printausgabe, 18. September 2007)