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Verteidigungsminister Darabos, der die Wichtigkeit der Milizsoldaten für das österreichische Bundesheer schon in der Vergangenheit mehrmals betont hatte, will nun 2008 die Milizübungen wieder einführen.


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Neben Übungen im Katastrophenschutz wird auch mit der Waffe für den Ernstfall trainiert werden.

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Die unter Verteidigungsminister Günther Platter ausgesetzten Milizübungen des österreichischen Bundesheeres werden mit Beginn 2008 wieder aufgenommen. Zu diesen Übungen, in denen die Milizionäre in einem breiten Bereichsspektrum vom Schusswaffengebrauch bis zum Katastrophenschutz trainiert werden sollen, wolle man vor allem "junge, frische und qualifizierte Leute" rekrutieren, heißt es aus dem Ministerium für Landesverteidigung. Mit einem "Anreizsystem mit entsprechenden Bonitäten" will Verteidigungsminister Norbert Darabos Freiwillige für den Milizdienst gewinnen. Wenn die benötigte Anzahl an Rekruten damit nicht erreicht wird, besteht jedoch auch die Möglichkeit, Grundwehrdiener zwangsweise für die Übungen zu verpflichten.

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Die von Darabos in der Vergangenheit mehrmals betonte Wichtigkeit der Milizstreitkräfte liegt vor allem in der Unterstützung der Präsenzorganisation im Bedarfsfall. Das Aufgabenspektrum der Miliz umfasst laut Definition die Aufrechterhaltung der Souveränität des Staates Österreich, die "angemessene Teilnahme" an Auslandseinsätzen zur "Stabilisierung des strategischen Umfeldes Europas" sowie "Hilfeleistungen nach Elementarereignissen außergewöhnlichen Umfanges". Gemeinsam mit dem Präsenzheer soll die Miliz diese drei Aufgabenspektren abdecken.

12 Prozent jedes Jahrgangs

Voraussetzung für die Teilnahme an Übungen der Miliztruppen ist eine während des Grundwehrdienstes absolvierte "vorbereitende Milizausbildung". Vorgesehen ist, dass 12 Prozent aller Präsenzdiener eines Kalenderjahres eine solche Ausbildung machen. Sollte diese Quote nicht durch Meldungen aus dem Freiwilligensystem erfüllt werden, werde man durchaus auch Unfreiwillige dazu rekrutieren, so Oberstleutnant Andreas Scherer aus dem Verteidigungsministerium. "Was in der Struktur des Heeres fehlt, muss rekrutiert werden", erklärt Scherer, ein Mitarbeiter von General Edmund Entacher, dem Milizbeauftragten des Bundesheeres.

Auswahlbescheid innerhalb von zwei Jahren

Zu den Milizübungen werde man vor allem Wehrdiener "jüngeren Semesters" mit "guter Ausbildung" einberufen. Konkret können all jene ehemaligen Grundwehrdiener für die Milizübungen rekrutiert werden, die, nach absolvierter "vorbereiteter Kader- oder Milizausbildung", innerhalb von zwei Jahren einen Auswahlbescheid bekommen. Weiters müssen alle Personen, die noch "offene Verpflichtungen", also ihre Kader- oder Truppenübungstage aus dem alten System noch nicht abgeleistet haben, mit einer Einberufung rechnen. Als Altersobergrenze für die Teilnahme gilt bei der Mannschaft das 50., bei Offizieren und Unteroffizieren das 65. Lebensjahr.

Als Richtwert für die Dauer einer Übung nennt Oberstleutnant Scherer "etwa fünf bis zehn Tage". Üblicherweise verpflichte man die einzelnen Milizsoldaten einmalig für eine Gesamtdauer von 30 Übungstagen, wer länger gebraucht werde, könne jedoch auch länger verpflichtet werden.

"Immer noch ein Heer"

Die Milizübungen, die ab 2008 die bisherigen Präsenzdienstarten "Truppenübungen" und "Kaderübungen" ersetzen werden, sollen der "weiteren Heranbildung der Soldaten für ihre Einsatzfunktion" dienen. Geübt wird in allen Einsatzbereichen des Bundesheeres, etwa im Katastrophenschutz und im Sanitätsdienst, aber auch am Schießstand. "Natürlich" werde mit der Waffe geübt, man sei ja schließlich "immer noch ein Heer", heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Krankheit und andere Entschuldigungen

Es werde durchaus "gesundheitliche Filter" in der Auswahl der Teilnehmer geben. Diejenigen, die dem Einberufungsbefehl zu einer Milizübung aus gesundheitlichen Gründen nicht folgen können, hätten Atteste vorzuweisen um dies zu bescheinigen. Auch sei es legitim, andere Gründe, wie etwa bäuerliche Pflichten in der Landwirtschaft oder ein wichtiges berufliches Projekt als Entschuldigung für eine Nicht-Teilnahme an den Übungen vorzuweisen. Eine abschließende Liste an triftigen Entschuldigungsgründen gebe es jedoch nicht. "Die Ansuchen werden dann im Einzelfall geprüft", betont Scherer.

"Anreizsystem" für Wehrpflichtige

Freiwilligen Zustrom zu den Milizionären erhofft man sich von den jetzigen Präsenzdienern, die sechs Monaten Wehrdienst ohne fixe Miliz-Verpflichtungen zu leisten haben. Mit dem von Minister Darabos erwähnten Anreizsystem sollen junge Soldaten für die Milizübungen gewonnen werden. Details zu den "entsprechenden Bonitäten" des Systems sind jedoch bisher nicht bekannt. Es werde Prämien für erfüllte Ausbildungsabschnitte geben, mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, da sich das Anreizsystem noch in der Planungsphase befinde, so Oberstleutnant Scherer. (web, derStandard.at, 19.09.2007)