Wien – Laut einer Umfrage der Gewerkschaftsjugend unter Lehrlingen im österreichischen Einzelhandel sieht sich der Nachwuchs vom Dienstherren oft ungerecht behandelt: Knapp 70 Prozent der befragten gaben an, sie müssten Überstunden leisten – mehr als ein Drittel davon sagten aber, sie hätten diese "nicht freiwillig" gemacht, bei mehr als einem Fünftel wären die Überstunden auch nicht bezahlt worden. 22 Prozent der Befragten behaupteten, sie müssten manchmal bis relativ oft alleine, also ohne Aufsichtsperson, im Geschäft stehen.

Auch im Hinblick auf eine in der Zukunft mögliche Sonntagsöffnung wurden die Lehrlinge – 1301 Mädchen und 477 Burschen aus allen drei Lehrjahren – befragt: 97 Prozent wollen sonntags nicht arbeiten. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten würde den Beruf wechseln, müssten sie an Sonntagen regelmäßig arbeiten.

Für Andreas Kolm, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-DJP) sei es angesichts der Umfrageergebnisse "erschreckend, dass hier Gesetze und Kollektivverträge offenbar einfach nicht eingehalten werden", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Seine Forderung daher: Es müssten unabhängige "Lehrlingsinspektorate" gebildet werden, die unangemeldet in den Firmen die Bedingungen für Lehrlinge kontrollieren könnten. "Mit den jetzigen Lehrlingsstellen (in der Wirtschaftskammer, Anm.) funktioniert das offenbar nicht gut genug." (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.09.2007)