Ein "wirklich revolutionäres Produkt", findet T-Mobile-Chef Hamid Akhavan. Das "innovativste Mobilfunkgerät der Welt" nennt es sein Erfinder Steve Jobs. Das iPhone, das seit Ende Juni Apple-Fans in den USA in Aufregung versetzt und ab 9. November über die Telekom für 399 Euro auch in Deutschland vertrieben wird, sei wirklich so gut, wie man höre, sagt der Apple-Gründer. Noch nie seien Kunden mit einem Apple-Produkt so zufrieden gewesen wie mit dem iPhone.

"Überraschungsgast"

Jobs ist als "Überraschungsgast" zur Präsentation seines Musikvideointernettelefons in die Deutsche Telekom-Repräsentanz an der Französischen Straße in Berlin gereist. Es ist eine Veranstaltung, bei der sehr breitschultrige junge Männer vor der Tür wichtige Informationen in Mikrofone am Revers tuscheln und die Besucher sehr streng angucken, wo dann drinnen sehr zarte Herren in Nadelstreifen mindestens je zwei Handys empfangsbereit halten und sehr wichtig aussehen.

"Mystery guest"

Telekom-Chef René Obermann kommt gegen zehn vor zwölf mit einer lilafarbenen Krawatte und einem breiten Lächeln hereingeschlendert und setzt sich mehr oder weniger wortlos in die erste Reihe. Er ist heute nicht die Hauptperson. Das ist der "mystery guest", auch wenn sein Erscheinen doch irgendwie nicht mehr ganz so überraschend ist, nachdem es am selben Tag schon in der Zeitung stand.

Erwartungen erfüllt

Steve Jobs, der um Punkt zwölf durch den Seiteneingang kommt, erfüllt alle Erwartungen. Er hat das schwarze langärmlige T-Shirt an und die New Balance Turnschuhe und eine Jeans, die sogar einen malerischen Riss an der linken Wade aufweist. Er hat eine sympathische Halbglatze mit grauen Resthaaren, einen sympathischen Dreitagebart und eine sympathische Stimme. Fragen etwa zu möglichen Schwächen seines Telefons bügelt er nicht ab, er sagt ja, da arbeite man dran. "Wir sind noch nicht klug genug, das zu lösen" - es ist freundliche Tiefstapelei.

Unvergleichlich

Denn daran, dass er sein iPhone für unvergleichlich, für alles überragend hält, lässt der 52-Jährige keine Sekunde einen Zweifel. Erstmals biete ein Telefon "das Internet in deiner Tasche", schwärmt er. Nicht nur ein bisschen, oder so in etwa, oder langsam - sondern richtiges Internet.

Tatsächlich kann das Gerät einen schnellen Zugang zum weltweiten Netz bieten, wie ein Dutzend Apple-Mitarbeiter dann im Hinterzimmer den neugierigen Journalisten vorführen. Einfach mit dem Finger auf das Display des Geräts tippen - und schon erscheint die Website auf der Mattscheibe. Das Problem, dass die Miniaturschrift kaum zu entziffern ist, löst ein Doppeltipp, der eine Textpassage vergrößert. Wirklich schnell geht das Surfen allerdings nur, wenn der iPhone-Nutzer in der Nähe eines Hotspots ist. Dann sucht sich das Gerät das schnellste verfügbare drahtlose Datennetz. Ist es außer Reichweite, läuft die Datenkommunikation über EDGE weit weniger rasant. Die geläufigere UMTS-Technik nutzt das iPhone nicht.

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Daneben kann das Telefon auch als iPod Musik abspielen und über YouTube Videos zeigen. Ach so, und telefonieren kann man auch noch. Als besonders innovativ preist Apple dabei, dass ein Anrufbeantworter im Gerät integriert ist - die Nachrichten werden auf dem Telefon gespeichert und visualisiert.

Wie viel iPhone-Fans für ihren neuen Liebling letztlich locker machen müssen, ist noch nicht ganz klar. Der Preis von 399 Euro gilt für ein Acht-Megabite-Gerät bei Abschluss eines Zweijahresvertrags bei T-Mobile, so viel ist sicher. Wie hoch die monatlichen Kosten liegen, will T-Mobile aber erst kurz vor dem Verkaufsstart kund tun. Der Tarif werde eine Datenkomponente haben, sagt Akhavan, mehr gibt er noch nicht preis.

Angetan

Seine Zuhörer in Berlin scheinen trotzdem angetan. Als Jobs einen Werbespot für das iPhone zeigt, gibt es sogar Applaus. Ob sich das Gerät mit recht hohem Verkaufspreis und zusätzlichen mutmaßlich hohen Nebenkosten am deutschen Mobilmarkt durchsetzt, ziehen erste Skeptiker allerdings schon in Zweifel. "Alfons_Spezitrinker", der sich mit einem Kommentar im Internet zu Wort gemeldet hat, winkt jedenfalls ab: Nur wegen eines Mobiltelefons werde er nicht zur Telekom zurückkehren, der gerade erst entkommen sei.(APA)