Gartis Schwarz war Josef Dobrowskys bevorzugtes Modell: hier auf dem Porträt von 1943 aus dem Angebot von Giese & Schweiger.

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Den höchsten österreichischen "Hammerpreis" erzielte das Dorotheum im heurigen Mai für das Landschaftsstück "Winter in Judenburg".
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Wien - Neben bedeutenden Werksammlungen in der Österreichischen Galerie Belvedere, dem Wien Museum und der Albertina befindet sich der größte Bestand im Leopoldmuseum, das dem Oeuvre Josef Dobrowskys (1889-1964) einen eigenen Saal widmet.

Und doch, im Vergleich zu Zeitgenossen und Studienkollegen ortet Herbert Giese krasse Unterbewertung - preislich, aber vor allem kunsthistorisch: Der Maler scheint von den Museumskuratoren schlicht vergessen worden zu sein. Dabei wurden "Kolig, Boeckl oder Faistauer mit fortschreitendem Alter immer weniger bedeutend", so der Kunsthändler, "Dobrowsky überzeugt dagegen mit einer konsequenten Steigerung." Dass Arbeiten von Willy Eisenschitz oder Josef Floch mehrheitlich das Doppelte kosten, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Noch, könnte der prophetische Zusatz lauten, denn nimmt man die Marktentwicklung unter die Lupe, mehren sich die Anzeichen steigender Nachfrage.

Dobrowsky studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Christian Griepenkerl und Rudolf Bacher waren seine Professoren, die Ausbildung zum Reserveoffizier und der Erste Weltkrieg sorgten für eine Unterbrechung. Wie bei vielen anderen waren seine künstlerischen Anfänge dem Wiener Dekorativismus verpflichtet. In den ersten Jahren überwogen Einflüsse von Hodler, Klimt und Egger-Lienz. 1920 wurde die Kunst Pieter Breughels relevant und spürbar, in der Motivik ebenso wie in der reduzierten und erdigen Couleur. In der Folge entwickelte Dobrowsky einen Stil, der ihm den Titel "Lyrischer Fauve" einbrachte und für die 1930er- und 40er-Jahre bestimmend bleiben sollte, mit reicher Palette und der auf Landschaften, Blumenbilder und Porträts fokussierten Motivwahl.

Exakt dieser Periode widmet der Kunsthandel Giese & Schweiger ab dem 27. September (bis 13. Oktober) eine Verkaufsausstellung - die erste Personale seit der Würdigung durch die Galerie Würthle 1978 übrigens.

Farbgewaltig

Im Angebot stehen 40 Originale, je 20 Ölgemälde sowie Aquarelle und Pastelle. Die preisliche Bandbreite liegt zwischen 9500 Euro (Pekinese, Pastell von 1944) bis zu 85.000 Euro für die farbgewaltige Ansicht des Canal Grande aus dem Jahr 1938. Gouachen - motivisch den Blumen vorbehalten - sind mit rund 20.000 Euro veranschlagt, Porträts mit etwa 30.000 Euro, darunter die Junge Frau, am Tisch lehnend aus dem Jahr 1943. Hier, wie auf vielen anderen, saß dem Maler Gartis Schwarz Modell. Aus ihrem Besitz stammt auch die Mehrheit der jetzt bei Giese & Schweiger versammelten kunsthistorischen Schätze.

Die einschlägigen Kunstpreisdatenbanken listen insgesamt 624 Auktionsergebnisse, die ältesten stammen aus den späten 80er-Jahren. Eine detaillierte Preisentwicklung zeigt "Artprice", wonach es - seit 1997 - an der Jahrtausendwende zu einem leichten Einbruch kam.

Seit damals hat sich die Nachfrage erholt und gemessen an den weltweit in Auktionshäusern verteilten Dobrowskys zuletzt gesteigert. 2006 war mit "nur" 21 Besitzerwechseln, die sich auf knapp 324.000 Euro summierten, das bislang umsatzstärkste Jahr, und aus diesem stammt auch der vorläufige Auktionsrekord: Das im April 2006 von der Neuen Galerie Graz an die Erben nach Rieger restituierte Bild Kampf von 1918 ging zwei Monate später bei Christie's in London mit einer Taxe von 20.000 bis 30.000 Pfund ins Rennen. Erst bei 187.200 Pfund, umgerechnet fast 270.000 Euro, fiel der Hammer. Dabei zeichnet Großbritannien - mit einem Angebotsanteil von unter fünf Prozent - lediglich für 16 Prozent der weltweit erzielten Dobrowsky-Umsätze verantwortlich.

Der Löwenanteil entfällt mit 81 Prozent auf Österreich, und auch hier stieg die Nachfrage - so relevante Werke auf den Markt kommen - zuletzt deutlich. Den höchsten heimischen Hammerpreis erzielte das Dorotheum im Mai dieses Jahres für das 1941 entstandene Landschaftsstück "Winter in Judenburg", das sich ein anonymer Sammler über den Sensal für netto 38.000 Euro sicherte. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/Printausgabe, 20.09.2007)