Wien - Vor einem Jahr, beinahe auf den Tag genau, legten sämtliche Parteichefs das Gelübde ab, dass ihnen die Förderung von Frauen in den eigenen Reihen am Herzen liege. Wieder einmal: Denn damals stand gerade die Nationalratswahl an - und da buhlt man freilich auch um weibliche Stimmen.

Fast 365 Tage danach zeichnet die aktuelle Parlamentsstatistik ein tristes Bild. Denn im Vergleich zur letzten Legislaturperiode ist der Frauenanteil im Hohen Haus sogar leicht gesunken - und zwar von 32,8 auf 31, 2 Prozent. Damit liegt Österreich noch immer weit abgeschlagen hinter den EU-Siegern Schweden, Finnland und Dänemark, wo die Frauen 45,3 beziehungsweise 37,5 und 36,9 Prozent der Abgeordneten stellen.

Hierzulande können seit der letzten Wahl die Grünen als einzige Partei eine signifikante Steigerung ihrer Frauenquote im Nationalrat vorweisen. Mit einem weiblichen Anteil von 57 Prozent (vorher 53 Prozent) sind die Männer im grünen Klub sogar schon in der Minderzahl, rechnet ihre Frauensprecherin Brigid Weinzinger vor.

Im Gleichbehandlungsausschuss hat die Grüne deswegen unlängst ihren Kolleginnen von den anderen Fraktionen den Vorschlag unterbreitet, sowohl die Parteienfinanzierung als auch die Wahlkampfkostenrückerstattung künftig an das Erreichen eines Frauenanteils von 50 Prozent im Parlament sowie in sämtlichen Landtagen zu koppeln.

Zwar lehnten die Mandatarinnen von SPÖ (35,3 Prozent Frauenanteil im Klub), ÖVP (27,3 Prozent), FPÖ (9,5 Prozent) und BZÖ (14,3 Prozent) das grüne Ansinnen, das bei Nichteinhaltung erhebliche Abschläge vorsieht, ab. Doch immerhin einigte sich die Frauenrunde darauf, bis November im Hohen Haus eine Tagung abzuhalten, bei der parteiübergreifend über ein neues "Anreizsystem" nachgedacht wird, um mehr Frauen den Weg ins Parlament zu ebnen. "Es herrschte fast schon so etwas wie eine Aufbruchsstimmung im Ausschuss. So einig waren wir uns in einer Sache noch nie", versichert Weinzinger.

Kanzler verlor Wette

Zumindest Alfred Gusenbauer hat für sein gebrochenes Versprechen bereits gebüßt. Der SPÖ-Chef hatte vor der Wahl 2006 mit Grünen-Sprecher Alexander Van der Bellen um eine Flasche steirischen Schnaps gewettet, sollte sein roter Klub nach der Wahl das offizielle Parteiziel, eine Frauenquote von 40 Prozent, nicht erreichen. Als Kanzler hat er seine Wettschulden mittlerweile beglichen. (Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Printausgabe 26.09.2007)