Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will möglichst rasch eine Diskussion über die Grenzen der EU führen und damit auch eine Grundsatzdebatte über den Beitritt der Türkei starten.

Im EU-Rat wurde das nun bereits vorweggenommen: Auf den neuen Euro-Münzen, die im kommenden Jahr ausgegeben werden sollen, fehlt die Türkei. Während bei den aktuellen Münzen nur die 15 Staaten abgebildet sind, die beim Euro-Start EU-Mitglieder waren und folglich ein Loch im Kontinent klafft, wo es Schweizer Berge geben sollte, wird bei den neuen Münzen "der Kontinent Europa" vollständig abgebildet: also auch mit der Schweiz, Norwegen, der Ukraine und Weißrussland. Und nach dem Vorschlag der EU-Kommission war auch die Türkei mit dabei, schon allein, um auch das EU-Mitglied Zypern geografisch korrekt abbilden zu können.

Doch die Regierungsvertreter im EU-Rat veränderten den Entwurf der Kommission: Die Türkei wurde ausradiert und Zypern um einige hundert Kilometer nach Westen in die Nähe Kretas versetzt, um noch nach Europa zu passen.

Aufgebrachte EU-Abgeordnete, die von der Sache Wind bekommen hatten, fürchteten finstere Verschwörungen der Gegner eines Türkei-Beitritts. Die liberalen italienischen Volksvertreter Marco Cappato und Marco Pannella werfen dem Rat vor, die Entwürfe der Kommission "absichtlich streng geheim" vorbei am Parlament geändert zu haben. "Diktaturen wie Weißrussland sind auf der Münze, aber demokratische Länder wie die Türkei werden weggelassen", meinten die zwei Parlamentarier in der Financial Times und fordern eine Revision des Designs.

Im Rat zeigt man sich verblüfft: "Die Entscheidung, nur den europäischen Kontinent abzubilden, fiel bereits im Juni 2005 und hat nichts mit der aktuellen Diskussion um einen Türkei-Beitritt zu tun," meinte man im Rat zum Standard.

Es sei eine Tatsache, dass die Ukraine und Weißrussland in Europa lägen, die Türkei aber größtenteils nicht. "Das hat nichts mit Politik zu tun, das war eine rein geografische Entscheidung." (Michael Moravec aus Brüssel, DER STANDARD, Print, 27.9.2007)