Wien - "Ich weiß absolut nicht mehr, wie ich meine Zahlungen tätigen soll, ohne dass wir demnächst im absoluten sozialen Abgrund verschwinden." Maria H. ist 39, ihr Sohn elf - und sie kann ihn nicht einmal mit der Schule auf Projektwoche schicken. Nur einen Lichtblick hat sie derzeit in dieser Tristesse: Der Kulturpass, der es ihr ermöglicht, gelegentlich ins Kino, ins Theater zu gehen.

In Österreich wird bereits der "Hunger auf Kunst und Kultur" von mehr als 20.000 Menschen gestillt; so das Motto der vom Schauspielhaus und der Armutskonferenz initiierten Aktion. Dabei ist dies nur ein Bruchteil der Zielgruppe: "In Wien sind 91.000 Menschen manifest arm, österreichweit sind 420.000 Menschen von akuter Armut betroffen", betont Martin Schenk von der Armutskonferenz.

Doch auch das Angebot für eine gesellschaftliche Teilhabe wird größer: Heuer hat sich die Zahl der teilnehmenden Kulturbetriebe auf 93 verdreifacht. Das System ist einfach: Publikum und Sponsoren unterstützen mit Spenden die Aktion - und so können Menschen, die Sozialhilfe oder Mindestpension beziehen, Arbeitslose oder Flüchtlinge einen Kulturpass beziehen. Der ermöglicht den Gratiseintritt zu Veranstaltungen. Nach Wiener Vorbild konnte die Aktion inzwischen auf Salzburg, Steiermark und Oberösterreich ausgeweitet werden.

Die Aktion wird seit heuer auch von der Stadt Wien unterstützt. Neu ist weiters, dass der "Kulturpass" zusätzlich bei Sozialzentren der Stadt Wien erhältlich ist. (frei, DER STANDARD - Printausgabe, 28. September 2007)