Die burmesische Militärjunta hat offenbar den Zugang zum Internet abgeschnitten und verhindert damit die Übermittlung von Berichten, Fotos und Videos an die Außenwelt. Internet-Cafes in Rangun blieben am Freitag geschlossen. Der Auskunftsdienst des größten Internet-Anbieters war telefonisch nicht mehr zu erreichen.

Regime macht technische Probleme geltend

Die Abschaltung der Internetverbindungen mit dem Ausland wurde von der staatlichen Telekomgesellschaft mit dem Bruch eines unterseeischen Kabels begründet. Mails und Blogger-Berichte sowie über das Internet verschickte Videofilme von Privatpersonen waren in den vergangenen Tagen wichtige Informationsquellen zu den Protestaktionen gegen die Junta.

"Momentan sind alle Verbindungen ins Ausland gekappt", bestätigte Christian Müller, Technikvorstand der Strato AG der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Freitag. Wie eine Prüfung des Internet-Providers ergeben habe, seien derzeit die Leitungen beider Telekom-Unternehmen im Land gesperrt.

Nicht besonders aufwendig

Ein Land teilweise oder komplett vom Internet zu trennen, ist technisch nicht besonders aufwendig. Sollen nur bestimmte Seiten im Netz nicht angesteuert werden können, erledigt das spezielle Filtersoftware, die automatisch das Netz nach bestimmten Begriffen wie "Demokratie", "amnesty international" oder "Protest" durchforsten und die entsprechenden Seiten sperren. "Die Militärregierung hat im Mai 2004 dafür eine leistungsfähige Software gekauft", sagte Müller. Die gleiche Software ("Fortinet Firewall") werde zum Beispiel auch in Nordrhein-Westfahlen zur Sperrung von Nazi-Seiten genutzt.

Automatisch verhindert

Vor der Zuspitzung des Konflikts habe das Regime in Burma den Zugang zum weltweiten Datennetz ohnehin zu rund 11 Prozent der Seiten automatisch verhindert. Seiten, die sich mit Burma und den Protesten beschäftigt haben, seien sogar zu 85 Prozent nicht erreichbar gewesen. Noch vor einigen Jahren sei der Anteil der Bevölkerung, der über Telefon oder Internet verfügt, unter einem Prozent gelegen.

Für eine komplette oder teilweise Abschaltung des Internet-Zugangs könnten einzelne sogenannte Router ausgeschaltet oder mit Softwarebefehlen manipuliert werden, so dass sie bestimmte Seiten nicht mehr ansteuern. Die Router, wichtige Schaltstellen zwischen den Internet-Leitungen, sorgen für die Verteilung und Weiterleitung der verschickten Datenpakete. Sollte eine Leitung überlastet oder defekt sein, sorgt der Router für gewöhnlich selbstständig dafür, dass die Pakete über einen anderen Weg verschickt werden. "Weltweit gibt es ein paar Millionen Router, in Burma stehen vielleicht gerade einmal ein paar Dutzend", sagte Müller. Um das Land vom Netz abzuschalten, müssten an höchstens vier Router entsprechende Softwarebefehle geschickt werden.

Nahezu ausgeschlossen

Dass tatsächlich ein Unterseekabel gebrochen ist und die Internet-Leitungen im Land dadurch eingefroren seien, wie die staatliche Telekom-Gesellschaft unterdessen behauptet, hält Müller für nahezu ausgeschlossen. Burma verfüge voraussichtlich über drei große Leitungen ins Ausland. Die dortige Telekom werbe sogar mit ihrer eigenen Satellitenverbindung, die bei einem solchen Ausfall einspringen könnte, so Müller. (APA/dpa/Reuters)